Mannheim. Die Daten und Ergebnisse ihres Studienprojekts liegen noch nicht vor – und bis zur Veröffentlichung in einer anerkannten wissenschaftlichen Zeitschrift haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch einen steinigen Weg vor sich. Kann Künstliche Intelligenz (KI) die Forschenden auf diesem Weg begleiten und ihnen Zeit einsparen? Das ist das Thema eines Experiments, das die Professoren Thomas Gschwend und Marc Ratkovic von der Universität Mannheim am Wochenende mit dem Wissenschaftsverlag Springer Nature Verlag an seinem größten Standort Heidelberg gestartet hat.
Über 20 Forscherinnen und Forscher testen KI-Tools
Drei Tage lang steckten mehr als 20 Doktoranden ihre Köpfe mit dem gemeinsamen Expertenteam von Verlag und Uni zusammen, testeten verschiedene KI-Instrumente, diskutierten darüber und deckten Stärken und Schwächen auf. Ein erstes Fazit am Sonntag lautete: KI kann beim wissenschaftlichen Schreiben für Entlastung sorgen, entworfene Texte benötigen aber vielfältige Nachbearbeitungen und der Mensch bleibt in der Verantwortung für die Beurteilung der Qualität. Das Experiment ist noch nicht zu Ende, sagt eine Sprecherin von Springer Nature: „Diese innovative Kooperation läuft noch mehrere Wochen weiter.“
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Die Promotionsarbeiten der Jung-Wissenschaftler widmen sich ganz unterschiedlichen Fragestellungen aus Politikwissenschaft, Soziologie oder Medienforschung. „Welche Beziehung gibt es zwischen Populismus und politischer Beteiligung in Westeuropa“, lautet etwa eine Fragestellung. Diese Dissertation legt einen Schwerpunkt auf vermehrten Populismus in jüngeren Generationen aufgrund von Unzufriedenheit und Wut gegenüber aktuellen politischen Systemen. Eine zweite Arbeit erörtert die Unterschiede in der Darstellung britischer Medien im Vergleich zwischen dem Israel-Palästina-Konflikt und dem Russland-Ukraine-Krieg. Eine Arbeit zu Chinas KI-Strategie, die auf mehr globalen politischen Einfluss abzielt, gehörte ebenfalls dazu.
Wie viel Mensch braucht die Wissenschaft?
„Es sind alles wissenschaftliche Arbeiten, die im folgenden Prozess von Expertinnen und Experten untersucht werden“, beschreibt die Sprecherin. Erst wenn entschieden ist, dass die Arbeit nach allen wissenschaftlichen Richtlinien erarbeitet wurde und eine Relevanz hat („peer review“), kann sie veröffentlicht werden, etwa im renommierten „Humantities & Social Sciences Communications“-Journal. Das kann Grundstein für eine Karriere als Wissenschaftler sein.
Doch der Weg bis dahin ist steinig. Schon das Vorwort, bei dem der aktuelle Stand der Forschung dargelegt werden muss, steht für einen mühsamen Prozess. „Gleichzeitig stehen Forschende unter einem wachsenden Publikationsdruck“, sagt die Sprecherin. Nicht nur, um die eigene Karriere zu fördern, sondern auch, um Forschungsgelder zu rechtfertigen und dem öffentlichen Druck nach fundiertem Wissen in einer immer komplexer werdenden Welt zu begegnen.
Beim Experiment an der Mannheimer Uni durfte eine Forschergruppe die KI-Werkzeuge beim Schreiben ihrer Arbeit verwenden, eine andere nicht. Egal welche Publikationen, ob mit oder ohne KI erstellt, am Ende „gewinnen“ hier alle: Das Experiment selbst wird nämlich auch wissenschaftlich begleitet – und daraus entsteht dann ebenfalls ein spannender, fundierter und wissenschaftlich geprüfter Artikel in einer Fachzeitschrift.
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