Katholische Kirche

Ex-Generalvikar in Speyer hat nach Kirchenaustritt nun auch geheiratet

In einer ARD-Doku aus dem Jahr 2021 verteidigte er die katholische Kirche noch. Dann distanzierte sich Andreas Sturm zusehends. Der Frankenthaler schrieb ein Buch und ist nun Priester in einer alt-katholischen Gemeinde

Von 
Stephan Alfter
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Andreas Sturm, Ex-Generalvikar im Bistum Speyer. © epd/Alexander Lang

Speyer. Mitte Mai 2022 hat sein Rücktritt ein kleines Erdbeben ausgelöst: Andreas Sturm, damals Generalvikar des von Missbrauchsskandalen erschütterten Bistums Speyer, ist seit zwei Jahren Priester einer alt-katholischen Gemeinde am Bodensee. Er habe im Juli kirchlich geheiratet, hat er nun in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verraten. Vor mehr als zwei Jahren hatte er erstmals gegenüber dieser Redaktion eingeräumt, „den Zölibat verletzt“ zu haben. Am kommenden Sonntag, 8. September wird Andreas Sturm 50 Jahre alt.

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Seinen „Befreiungsschlag“, wie er seine Entscheidung zum Kirchenaustritt in einem Buch bezeichnete, bereut Sturm nicht, wie er gegenüber dem Journalisten Alexander Lang sagt. Sturm, der ursprünglich aus Frankenthal stammt, hatte der katholischen Kirche aus Protest gegen Reformstau den Rücken gekehrt. In seiner neuen Kirche habe er auch seine frisch angetraute Ehefrau kennengelernt, erzählt Sturm.

„Keine Chance gegen die Allmacht des Papstes und Konservative“

Gegen die Allmacht des Papstes im Vatikan und konservativer Kreise in der Kirche seien alle Reformbemühungen umsonst, bilanziert er. Sturm hatte die Priesterweihe von Frauen befürwortet, gegen Missbrauch gekämpft, den Zölibat kritisiert - und auch homosexuelle Menschen gesegnet. In seinem Buch mit dem Titel „Ich muss raus aus dieser Kirche. Weil ich Mensch bleiben will“ beschreibt er den Prozess. Nun ist Sturm noch einmal unter die Studierenden gegangen. Nächstes Jahr will er standesamtlich heiraten. Darauf freue er sich besonders. 

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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