Rhein-Neckar. Die Statistik der Verkehrspolizei weist zwar keine Häufungen auf. Aber trotzdem meldeten die Pressestellen der Polizeipräsidien der Metropolregion in den vergangenen Wochen gleich mehrere Unfälle auf den Autobahnen der Metropolregion mit Pannenfahrzeugen. Der tragischste Fall ereignete sich am 15. April auf der A 5 kurz hinter der Anschlussstelle Hemsbach. Da hielt der 35-jährige Fahrer eines Kleintransporters wegen einer Reifenpanne auf dem Standstreifen der Autobahn. Er versuchte selbst, den Reifen zu wechseln, wurde dabei von einem vorbeifahrenden Sattelzug erfasst und getötet.
Einen Tag später hatte eine 75-jährige Autofahrerin aus Ludwigshafen eine Fahrzeugpanne auf der A 650. Kurz vor der Abfahrt Ruchheim kam der Wagen zum Stehen. Dort gibt es keinen Standstreifen. Die Frau versuchte, den Wagen so weit wie möglich in den abschüssigen Grünstreifen neben der Fahrbahn zu steuern. Trotzdem erwischte sie der Fahrer eines nachfolgenden Autos, weil er die Situation nicht schnell genug erkannte und nach Angaben der Polizei vermutlich auch zu schnell unterwegs war. Durch den Aufprall wurde das Pannenfahrzeug den Abhang hinuntergeschleudert, die Frau wurde schwer verletzt und musste von der Feuerwehr aus dem Autowrack geschnitten werden.
„Es ist gefährlich, auf dem Standstreifen auf der Autobahn stehen zu bleiben“, sagt Bernd Hochstädter, Sprecher des Polizeipräsidiums Darmstadt, das den tödlichen Unfall bei Hemsbach aufnehmen und bearbeiten musste. Ein Panne sei deshalb immer „eine Hochrisikosituation“, sagt er.
Auf jeden Fall versuchen, den nächsten Parkplatz zu erreichen
Seine Empfehlung: Wenn es irgendwie geht, solle man versuchen, den nächsten Parkplatz zu erreichen, „und selbst wenn Sie den Reifen oder die Felge dabei kaputtfahren“. Das sei allemal besser als das Risiko, von einem abgelenkten oder unaufmerksamen Fahrer auf die Schippe genommen zu werden. Und wenn es nicht möglich sei, einen sicheren Parkplatz zu erreichen, das Auto beispielsweise einen Motorschaden habe oder sich gar nicht mehr weiterfahren lasse: auf dem Standstreifen ausrollen lassen, Warnblinker an, knallgelbe Signalweste anziehen und sofort raus aus dem Auto und hinter die Schutzplanke. Und sich dann am besten nicht vor der Frontseite des Autos positionieren. Denn wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer das Auto erwische, könne man in einer solchen Position schnell von herumfliegenden Trümmerteilen erwischt werden, sagt Hochstädter.
Ein absolutes No Go sei, selbst auf dem Standstreifen - möglicherweise sogar noch auf der Fahrbahnseite - den Reifen wechseln zu wollen. Das sei das reinste Selbstmordkommando. Deshalb sofort die Pannenhilfe anrufen, und wenn das Auto an einer unübersichtlichen Stelle stehe, gerne auch die Polizei. Die helfe mit deutlich sichtbarem Blaulicht bei der Absicherung der Pannenstelle.
Dass es auch immer wieder zu schweren Unfällen mit Pannenfahrzeugen komme, erklärt Hochstädter nicht nur mit Unachtsamkeit oder zu schnellem Tempo. Es sei auch ein bisschen in der Psychologie angelegt: „Man fährt immer ein Stück weit auch dahin, wo man hinschaut“, weiß Hochstädter aus der Erfahrung des 40-jährigen Dienstes, zeitweise auch bei der Autobahnpolizei.
Es sei keine besonders häufige Unfallart, „aber wenn’s kracht, dann meist mit schlimmen Folgen“, sagt Maurice Golfier, stellvertretender Leiter der Autobahnpolizei in Ludwigshafen-Ruchheim. Die Geschwindigkeitsdifferenz sei einfach zu groß, wenn ein fahrendes auf ein stehendes Auto aufpralle. Und meist sei auch noch überhöhte Geschwindigkeit im Spiel. Deswegen rät auch er: Auto auf Standstreifen abstellen, Warnweste an, hinter die Schutzplanke und sofort den Pannendienst anrufen. Und wenn man’s nicht mehr auf den Standstreifen schafft, sondern auf der linken Spur stehen bleibt: Sofort raus aus dem Auto und die Polizei unter 110 verständigen.
Pannenstelle sofort sichtbar machen
Auch Dennis Plischke, Verkehrsexperte des ADAC Nordbaden, mahnt, die Pannenstelle sofort durch den Warnblinker sichtbar zu machen. Außerdem unbedingt die Unfallstelle mit dem Warndreieck absichern, und zwar nicht direkt vor dem Auto, sondern rund 200 Meter vor der Pannenstelle. Und dann auch nicht auf der Fahrbahn oder dem Standstreifen entlanglaufen, sondern hinter der Schutzplanke. Ist der Wagen hinter einer Kurve oder Kuppe oder sonst unübersichtlichen Stelle liegengeblieben, sollte das Warndreieck auf jeden Fall davor aufgestellt werden.
„Der ADAC hilft immer, auch Nichtmitgliedern“, betont Plischke. Hilfreich sei auch die Pannenhilfe-App. Die spare Zeit im Pannenfall und übermittle sogar von sich aus relevante Daten wie die Örtlichkeit der Pannen für eine schnelle Hilfe.
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