Landau

Dominik Geißler offiziel in Landau im Amt - was Habeck damit zu tun hat

Seit Jahresbeginn ist Dominik Geißler, Sohn des 2017 verstorbenen CDU-Politikers Heiner Geißler, Oberbürgermeister in Landau. Das hat indirekt auch mit dem Wirtschaftsminister der Berliner Ampel-Koalition zu tun

Von 
Stephan Alfter
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Seit 2008 war er ein Strippenzieher im Team des CDU-Wirtschaftsministers Peter Altmaier: Dominik Geißler (58) ist zurück an dem Ort, an dem er schon als Schüler war. © dpa

Ladndau. Es sind erst wenige Tage, die Dominik Geißler (CDU) offiziell Oberbürgermeister im pfälzischen Landau ist. Als wir ihn am Montag in seinem neuen Büro treffen, überlegt der 58-Jährige noch, wo genau in seinem Büro das Klavier platziert werden könnte, an das er sich gerne setzt. Der promovierte Musik- und Geisteswissenschaftler ist im Vergleich zu vielen seiner Amtskollegen in der Region ein politisches Schwergewicht.

Vater Heiner, der später als leidenschaftlicher Gleitschirmflieger bekannt wurde, war eine prägende Gestalt der Politik im Nachkriegsdeutschland und sein ältester Sohn Dominik streitet gar nicht erst ab, dass es in der Zeit auf der Schule und im Studium oft schwer für ihn war, in Sippenhaft genommen zu werden für markige Aussagen, die sein Vater traf. Beispielsweise als er im Zeitraum zwischen 1977 und 1989 Generalsekretär der CDU war. Sein Sohn erinnert sich heute noch an Urlaubsbesuche mit der Familie an Helmut Kohls Sommerresidenz am Wolfgangsee.

Geißler hat nichts gegen Klima-Kleber

Dass der Pazifismus der 30er Jahre Auschwitz erst möglich gemacht habe, war nicht der einzige umstrittene Satz, für den Heiner Geißler zurecht heftig kritisiert wurde. Er hatte 1983 – wohlgemerkt in seiner Rolle als Bundesfamilienminister – die Friedensbewegung provoziert, die sich gegen die Stationierung von Pershing-Raketen in der Bundesrepublik stark machte. Konkret schaute Geißler damals in seiner Bundestagsrede Joschka Fischer und Otto Schily an, die seinerzeit als Grüne erst wenige Wochen im Bundestag saßen.

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Der neue Oberbürgermeister

  • Dominik Geißler ist 58 Jahre alt und der älteste Sohn von Heiner Geißler, der seit den 60er Jahren CDU-Politiker in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz war. Ab 1977 war er CDU-Generalsekretär.
  • Geißler studierte in Freiburg und arbeitete seit dem Jahr 2008 eng an der Seite von Peter Altmaier, der seit 2012 nacheinander das Umweltministerium, das Kanzleramt und das Wirtschaftsministerium leitete.
  • Mit dem Regierungswechsel zugunsten der Ampelkoalition musste Dominik Geißler seine Position im Wirtschaftsministerium auf Wunsch des neuen Ministers Robert Habeck räumen.
  • Er hat einen Sohn und lebt verheiratet in Gleisweiler. 

Es war nicht das einzige Mal, dass der seit 1980 im Landauer Vorort Gleisweiler lebende Jesuit polarisierte. Als sich die CDU-Ikone im Jahr 2007 den mitunter chaotischen Globalisierungskritikern von Attac anschloss, glich das für manchen Denker in der CDU einem Dammbruch. In ein striktes Parteikorsett – und das hat Dominik Geißler offenbar genetisch mitgenommen – passt auch Heiner Geißlers Sohn nicht.

Gegen die gesellschaftlichen Debatten der 80er Jahre seien die heutigen Aktionen einiger Klima-Aktivisten „Ringelpiez mit Anfassen“ und „Peanuts“, findet der neue Landauer OB. „Früher gab es Schlachten an den Bauzäunen zur Startbahn West am Frankfurter Flughafen. Da ging es ab“, sagt er im Rückblick. Für die jungen Menschen, die sich auf Straßen kleben, bringt er im Gegensatz zu „seinem“ Berliner CDU-Parteichef Friedrich Merz sogar Verständnis auf. „Ich finde das gut, dass die das machen“, sagt Dominik Geißler. Als Pianist warne er aber vor den Folgen, die das Festkleben für die Hände haben könne.

Dominik Geißler: Eng an Peter Altmaier gebunden

Geißler trägt an diesem Morgen kein Hemd und erst recht keine Krawatte. Ein blauer Pulli und Jeans tun es auch. Er legt seinen linken Fuß auf das rechte Knie und spricht als Vater eines 22-jährigen Sohnes, der in einer Neuköllner WG lebt, eine vergleichsweise jugendliche Sprache. Seine Frau, die Französin ist, möge die Nähe zur Heimat, sagt Geißler.

Das grelle Licht der Scheinwerfer hat er im Gegensatz zu seinem Vater bisher als Politiker nicht erlebt. Was nicht heißt, dass er es nicht weit gebracht hätte: Als politischer Beamter war er bis zur Abwahl der Großen Koalition eng an Peter Altmaier gebunden, dessen strategischer Kopf im Wirtschaftsministerium er in dieser Phase genauso war wie in der davor liegenden Zeit als Kanzleramtsminister. Zufall: Auch der CDU-Ministerpräsident, der Heiner Geißler 1967 einst zum Sozialminister in Rheinland-Pfalz machte, hieß Peter Altmeier – mit „ei“ allerdings.

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15 Jahre lang ist Dominik Geißler, der unter anderem ein Volontariat bei der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ in Ludwigshafen hinter sich gebracht hat, in Berliner Regierungskreisen unterwegs gewesen. Bis ihn ein Anruf aus der alten Heimat in der Südpfalz erreichte.

Ein Abschied aus dem Wirtschaftsministerium stand zu diesem Zeitpunkt ahnbar bevor. Der neue Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) brachte – wie in Berlin üblich – sein eigenes Personal mit. „Es ist normale demokratische Praxis, dass ich von einem Minister mit anderem Parteibuch nicht weiter beschäftigt wurde.“ Der 58-Jährige stand vor der Wahl, als Unternehmensberater zu arbeiten oder in einer Stiftung.

Geißler hat große Pläne in Landau

Entsprechende Gespräche liefen gerade, als Theo Kautzmann sich meldete, ein alter CDU-Fahrensmann aus der Südpfalz, der schon Heiner Geißler freundschaftlich zur Seite stand. „OB – Du!“, habe dieser anfangs am Telefon nur gesagt, erinnert sich der jetzige Oberbürgermeister. Das war vor Weihnachten 2021. Im Juli 2022 – ein halbes Jahr später – gewann Geißler die Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Maximilian Ingenthron mit 180 Stimmen Vorsprung. Sein „Hallo, Leute“, so begrüßte er Besucher seiner Social-Media-Kanäle im Wahlkampf, hatte wohl viele überzeugt. Er kehrte an den Ort seiner Jugend zurück.

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Seit dem Jahreswechsel ist er offiziell im Amt. Im Jahr 2024 feiert die Stadt ihren 750. Geburtstag. „Ich bin eng getaktet“, sagt Geißler. Und schwärmt von den Möglichkeiten und bisherigen Errungenschaften der 49 000-Einwohner-Stadt – darunter 8000 Studierende. Eine diverse Kunst- und Kulturszene würde er hier gerne etablieren. Vor allem ökologisch möchte er das Zentrum der Südpfalz weiterentwickeln. Ein typischer CDU-Mann ist er ebenso wenig wie sein Vater.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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