Metropolregion. Die Behörden nennen die Situation schon seit Wochen dynamisch. Und meinen damit, dass sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) munter weiter ausbreitet. Bislang lag das Ausbruchsgeschehen vor allem im Bereich zwischen Bürstadt, Biblis und Einhausen. Nun meldet das hessische Landwirtschaftsministerium weitere Funde von verendeten und nachweislich infizierten Wildschweinen im Bereich einer ehemaligen Tongrube zwischen Bensheim und Heppenheim. Und auch in benachbarten Landkreisen werden Tiere gefunden. Daraufhin hat auch der Rhein-Neckar-Kreis reagiert und spricht ein sofortiges Jagdverbot aus.
Bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest gebe es keine Weihnachtspause, betont das Wiesbadener Landwirtschaftsministerium. Auch über die Feiertage und zum Jahreswechsel laufe die Suche kontinuierlich weiter. Knapp 200 000 Hektar Fläche sind nach Angaben der Behörde in Hessen seit dem Ausbruch der ASP im Sommer mit Wärmebilddrohnen oder ausgebildeten Kadaver-Suchhunden abgesucht worden. Bislang wurden dabei 2176 Wildschwein-Kadaver gefunden, von denen 647 positiv auf das Virus getestet wurden. Die meisten positiven Fälle liegen innerhalb eines eingegrenzten Kerngebiets, das das Ministerium „Kerngebiet Alpha“ nennt und den oben beschriebenen Bereich zwischen Biblis und Einhausen meint.
Neue Funde zwischen Heppenheim und Bensheim
Jetzt meldet das Landwirtschaftsministerium mehrere weitere positive Funde im Bereich einer ehemaligen Tongrube zwischen Bensheim und Heppenheim. Dieses Areal liege östlich der A5 – aber noch westlich der B3. Besonderen Handlungsbedarf sieht das Ministerium in diesem Fall allerdings nicht. Das betroffene Gebiet sei bereits durch einen Elektrozaun in Richtung Osten eingegrenzt.
Für mehr Unruhe im Ministerium sorgen indessen die weiteren ASP-Fälle außerhalb des bisherigen Kerngebiets: In der Nähe von Seeheim-Jugenheim im Landkreis Darmstadt-Dieburg seien zwei verendete Tiere positiv auf das Virus getestet worden. Die Fundorte liegen östlich der A5 und östlich der B3, also außerhalb des eingezäunten Bereichs. „Eine Bestätigung der Proben durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) steht noch aus, solange handelt es sich formal noch um positive Verdachtsfälle“, schreibt das Ministerium in einer Mitteilung am Montag. Der ASP-Führungsstab habe unmittelbar Maßnahmen in dem betroffenen Gebiet mittels Wärmebilddrohnen und Kadaver-Suchhunden veranlasst. Das Errichten weiterer Zäune östlich der A5 im Odenwald werde in Abstimmung mit Baden-Württemberg gerade geprüft.
Feuerwerk kann Wildschweine aufschrecken und versprengen
Die jüngsten Fälle zeigten: Das Seuchengeschehen sei nach wie vor dynamisch. Aus diesem Grund bittet das Landwirtschaftsministerium die Bevölkerung in der Kernzone sowie in der Sperrzone II um Unterstützung: Durch den Verzicht auf ein Silvesterfeuerwerk außerhalb geschlossener Ortschaften könnten die Menschen einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der ASP leisten. So werde die Gefahr minimiert, dass durch den Lärm von Feuerwerkskörpern außerhalb der Ortschaften möglicherweise infizierte Wildschweine aufgeschreckt werden und diese dann das Virus in andere Gebiete weitertragen.
Wegen der Funde vor allem rund um Bensheim und Heppenheim hat auch der Rhein-Neckar-Kreis reagiert: Das Veterinäramt hat für die Kommunen Hemsbach, Laudenbach und Weinheim-Sulzbach ein absolutes Jagdverbot angeordnet. Dieses gelte bis auf Weiteres, wie die Kreisverwaltung am Montag informierte. Die betroffene Jägerschaft sei bereits informiert. Damit soll verhindert werden, dass Wildschweine durch Schüsse aufgeschreckt werden und womöglich in andere Gebiete ausweichen. Das könnte nämlich zur Weiterverbreitung der Seuche führen. Gerade jetzt, kurz vor Silvester, tun sich viele Jäger allerdings besonders schwer mit dem Jagdverbot. Schließlich ist zum Jahreswechsel das Abbrennen von Feuerwerkskörpern erlaubt, deren Knallgeräusche und Lichtblitze weitaus störender sein dürften.
Neues Jagdverbot könnte zum Anstieg der Wildschwein-Population führen
Auch der Jagdpächter von Weinheim-Sulzbach, Karsten Fath, hadert mit dem Jagdverbot. In seinem Revier war die Jagd erst Anfang Dezember – nach mehr als drei Monaten Zwangspause – wieder erlaubt worden. Seither habe er sieben Wildschweine geschossen und Proben entnommen, die allesamt negativ waren. Er befürchtet, dass das neuerliche Jagdverbot zu einem weiteren Anstieg der Wildschwein-Population führt. Gleichwohl hat er Verständnis für die Anordnungen des Veterinäramtes, das sich ja an die gesetzlichen Vorgaben halten müsse. Der Appell der Behörden, auf Silvesterfeuerwerk außerhalb geschlossener Ortschaften zu verzichten, sei da sicher auch sinnvoll. Doch die Wirklichkeit sehe leider anders aus. Gerade auf den Feldern, aber auch im Wald würden seit dem Verkaufsstart für Feuerwerksartikel immer wieder Böller gezündet.
Auch Kreisjägermeister Ralph Steffen von der Heidelberger Jägervereinigung sieht das Jagdverbot kritisch. Zwar begrüße er ausdrücklich, dass der Rhein-Neckar-Kreis die Anordnung aktuell nur auf Hemsbach, Laudenbach und Sulzbach beschränkt hat, aber je länger das Jagdverbot gelte, desto stärker werde die Population ansteigen.
ASP
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung, die nur Haus- und Wildschweine befällt und meist tödlich endet.
Aktuell existieren keine Impfstoffe gegen die ASP.
Die Seuche kann direkt von Tier zu Tier oder über verseuchte Gegenstände – wie Kleidung oder landwirtschaftliche Geräte – übertragen werden.
Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich.
In Hessen treten seit Juni Fälle von ASP auf. Kerngebiete sind aktuell die Landkreise Groß-Gerau und Bergstraße.
Im Rhein-Neckar-Kreis wurde nur ein einziges infiziertes Tier gefunden. Fundort war Hemsbach, nahe der Grenze zum Kreis Bergstraße. wol/bjz
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