Weihnachten

Die Krippe im Speyerer Dom feiert ihren 100. Geburtstag

Seit 100 Jahren stiftet die schöne Krippe im Speyerer Dom einen Platz für innere Einkehr und Besinnung zum Weihnachtsfest. Gerade wird das Tableau wieder aufgebaut. Und zum Jubiläum gibt's ein kleines Programm mit Vorträgen

Von 
Uwe Rauschelbach
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Domsakristan Markus Belz und sein Team bauen die Krippe im Speyerer Dom auf. © Uwe Rauschelbach

Speyer. Zu keiner Zeit im Jahr kommen mehr Menschen in den Speyerer Dom als an den Tagen um Weihnachten. Und das hat einen Grund: Viele Besucher wollen die Krippe mit der Heiligen Familie inmitten einer Landschaft sehen, die mit Fantasie und erheblichem Aufwand errichtet wird. Die Krippe wird als ein Ort der Geborgenheit erlebt. Von ihr geht eine Botschaft aus, die in Zeiten äußerer Unsicherheiten so etwas wie eine innere Heimat stiftet – und das seit nunmehr einhundert Jahren.

Domdekan Christoph Kohl weiß es ganz genau: An einem der Weihnachtstage im vergangenen Jahr waren 8406 Menschen und damit so viele wie noch nie gezählt worden, die zur Krippe strömten. Ein Rekord – und ein Beweis für die hohe Anziehungskraft dieser künstlerischen Darstellung einer Geschichte, die sich vor 2000 Jahren im nahöstlichen Bethlehem abgespielt haben soll. „Die Leute stehen Schlange“, sagt Kohl über den täglichen Andrang, den der Dom ab Heiligabend zu verkraften hat. Dann werden obendrein Unmengen an Opferkerzen entzündet, die Sakristane kommen kaum hinterher, die abgebrannten Lichter zu entfernen.

Die Geschichte der Krippe

  • Gestiftet wurde sie von dem Speyerer Zeitungsverleger und Druckereibesitzer Alfons Krezdorn.
  • Die ersten – bis heute erhaltenen – Krippenfiguren stammen von dem Münchner Bildhauer Otto Zehentbauer.
  • Weitere beteiligte Künstler waren der Speyerer Bildhauer Karl Wex und Filip Piccolruaz aus Südtirol.
  • Die Krippe ist vom 24. Dezember bis 2. Februar zu besichtigen.
  • Tickets für die Vorträge mit Krippenbauer Thomas Buchert am 3. und 7. Januar sind zum Preis von 15 Euro, ermäßigt zehn Euro, über das Buchungsportal Get Your Guide erhältlich. 
  • Die Krippe im Speyerer Dom war erstmals Weihnachten 1924 zu sehen. urs

Zum 100. Geburtstag der Krippe hat der Domdekan Pressevertreter in die Kathedrale eingeladen. Der Aufbau zeigt auf einer Fläche von rund 20 Quadratmetern bereits im Vorstadium Gebäude, Pflanzen und die Andeutung von Wegen. Ochs und Esel liegen bereits in der Höhle und warten auf die Dinge, die da kommen werden. Vor der Installation wurde ein Anhänger mit Erde abgestellt. Krippenbauer Thomas Buchert und Domsakristan Markus Belz haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun, um die großräumige Szenerie aufzubauen. Auch ein Bach soll sich durch die orientalisch gestaltete Landschaft mit Olivenbäumen schlängeln. Die Heilige Familie wird erst in der Nacht zum 24. Dezember in die Höhle gesetzt. Die Geburt Jesu soll keinen Tag früher gefeiert werden, begründet Hausherr Kohl. Am Abend des 5. Januar werden die Figuren dann um die Heiligen drei Könige ergänzt.

29 Figuren aus unterschiedlichen Zeiten

Die Krippe des Speyerer Doms umfasst insgesamt 29 Figuren, die zu unterschiedlichen Zeiten geschnitzt wurden. 1924 von dem Speyerer Zeitungsverleger und Druckereibesitzer Alfons Krezdorn gestiftet und von Otto Zehentbauer geschaffen, feiert die Heilige Familie mit den drei Weisen, dem Verkündigungsengel und den Hirten in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Von dem Münchner Bildhauer stammen auch Wasserkrug und Engelgloriole über der Geburtshöhle. Weitere Schafe kamen in den Jahren 1948 und 1954 von dem Speyerer Bildhauer Karl Wex hinzu. Der Südtiroler Bildhauer Filip Piccolruaz ergänzte das Tableau in den späten 1990er Jahren durch Ochs und Esel sowie weitere Tiere, darunter auch ein Elefant.

Trotz der Jahrzehnte, die die biblischen Figuren aus Zirbelholz auf dem Buckel haben – die täuschend echt wirkenden Gebäude sind aus Dämmstoff gefertigt –, sind sie noch tadellos erhalten und haben keine erkennbaren Schäden davongetragen. Lediglich die Farben der Gewänder haben an Strahlkraft eingebüßt und liegen wie unter einem gelblichen Grauschleier. Dabei folgte die Farbenwahl durch den Künstler nicht etwa dem Zufall, wie Krippenbauer Buchert vor Ort erläutert: So trage Maria Gewänder in Weiß, Rot und Blau, die Unschuld, Liebe und Glauben symbolisieren. Krippendarstellungen seien traditionelle Elemente einer Volksfrömmigkeit, die Franz von Assisi mit seinen Krippenpredigten begründet habe, die in einer Waldhöhle mit lebenden Tieren gehalten worden seien. Bis heute solle der Nachbau der Krippe das Geheimnis der Heiligen Nacht veranschaulichen und damit verständlich machen.

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Kleine Prozession am Abend vor den Festtagen

Für Domsakristan Markus Belz und seine Kollegen gehören die Tage vor Heiligabend zu den Höhepunkten im Jahr. Denn dann nimmt die Krippenlandschaft unter ihren Händen immer mehr Gestalt an und rückt die Geburt des Heilandes in greifbare Nähe. Am Vorabend von Weihnachten wird die Heilige Familie in einer kleinen Prozession feierlich in den Dom getragen und in die Geburtshöhle platziert. Dieser Ritus hat sich seit vielen Jahren eingespielt, und für Markus Belz ist dieser Ablauf jedes Mal sein „persönliches Weihnachten“.

Zu besichtigen ist die Krippe im Speyerer Dom bis Sonntag, 2. Februar. Anlässlich des runden Geburtstags der Krippenfiguren macht das Domkapitel zusätzliche Angebote: Am Samstag, 28. Dezember, findet um 15 Uhr eine Andacht mit Kindersegnung an der Krippe statt. Der Engel über dem Stall von Bethlehem steht im Zentrum des meditativen Formats „Gottesdienst im Dom – mal anders“ am Sonntag, 29. Dezember, 20 Uhr mit Domdekan Christoph Kohl. Am Freitag, 3. Januar und Dienstag, 7. Januar, jeweils 19 Uhr, wird Krippenbauer Thomas Buchert Vorträge zur Domkrippe halten.

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