Medizin

Bundesweit einzigartig: So arbeiten Mannheimer und Ludwigshafener Neurochirurgen zusammen

Ein einzigartiges Projekt: Die Neurochirurgen der Universitätsmedizin Mannheim, des Klinikums Ludwigshafen und der BG Klinik vereinen ihre Spezialisierungen unter einer Dachmarke. Und sie schaffen eine Professur für spektakuläre Therapien

Von 
Bernhard Zinke
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Mannheim/Ludwigshafen. Das Projekt ist bundesweit einzigartig: Erstmals haben sich drei unterschiedliche Krankenhäuser zusammengeschlossen, um ein bundeslandübergreifendes Zentrum für Neurochirurgie zu gründen. Ab sofort arbeiten die Universitätsmedizin Mannheim (UMM), die BG Klinik in Ludwigshafen und das Klinikum Ludwigshafen eng zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: die örtliche Behandlung von Patienten mit neurochirurgischen Krankheitsbildern entsprechend der Spezialisierung der jeweiligen Standorte erstmals zu strukturieren und diesen hierdurch die bestmöglichen Therapien zukommen zu lassen.

Zentrum für Neurochirurgie: Mannheim und Ludwigshafen arbeiten zusammen

Innerhalb des Zentrums werden gängige Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Schädel-Hirn- und Wirbelsäulenverletzungen, aber auch Hirntumore oder Hirngefäßfehlbildungen wie etwa Aneurysmen behandelt. In der BG Klinik in Ludwigshafen haben die drei Krankenhäuser am Donnerstag gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) das neue Zentrum vorgestellt. „Dieses Projekt ist eine Blaupause auch für andere Häuser im Land“, lobt der Minister. Immerhin haben hier drei Krankenhäuser mit unterschiedlichen Trägern aus zwei Bundesländern und mit unterschiedlichen Systemen zusammengefunden. „Das bedeutet eine echte Verbesserung der medizinischen Versorgung für die Menschen in der Region“, ist Hoch überzeugt.

Neurochirurgie3: Spezialisierungen der drei Häuser kommen unter Dachmarke

Unter der Dachmarke „Neurochirurgie3“ vereinen die drei Einrichtungen nun ihre unterschiedlichen Spezialisierungen: An der UMM werden - länderübergreifend - die vaskuläre Neurochirurgie, also Gefäßmissbildungen des Gehirns und des Rückenmarks, Schädelbasis- und Hirntumore behandelt. Zudem sind hier die Neurochirurgen für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen angesiedelt. Die Traumaversorgung steht in der BG Klinik im Mittelpunkt. Die neurochirurgische Behandlung von Schlaganfällen findet dagegen vor allem im Klinikum Ludwigshafen statt.

Sowohl in Mannheim als auch in der BG Klinik sollen außerdem die Spezialgebiete Wirbelsäulen-Chirurgie und Neurotraumatologie ausgebaut werden. Die BG Klinik in Ludwigshafen bekommt außerdem eine neue Sektion Neuroplastics. Hier werden Patienten behandelt, die kosmetische Defekte nach neurochirurgischen Operationen erlitten haben.

Medizinischer Direktor der Neurochirurgie3 wird Nima Etminan, Direktor der Neurochirurgischen Klinik an der UMM. Etminan sei ein besonderer Gewinn für dieses Zentrum, lobt Paul Alfred Grützner, Ärztlicher Direktor der BG Klinik. Der Mediziner sei ein herausragender Fachmann in seinem Gebiet. Dieser wiederum freut sich besonders über die Zentrierung von spezifischen Krankheitsbildern an den jeweiligen Standorten sowie die kurzen Wege, die die Zusammenarbeit erlaubt. So könnten Patienten optimal und interdisziplinär behandelt und - durch die Vernetzung - alle wichtigen Patientendaten digital und schnell an die behandelnden Ärzte übermittelt werden. Nicht zuletzt vermeide man mit dieser Zusammenarbeit und einer zielgerichteten Verteilung der Patienten, dass etwa die Intensivstationen der einzelnen Häuser überlastet werden, so Etminan. In den kommenden Monaten sollen die Rettungsleitstellen der Region mit gemeinsam entwickelten Handlungsanweisungen ausgerüstet werden. Denn wenn die Notärzte vor Ort die Symptome richtig einordnen, können die Patienten schneller in die passende Klinik transportiert werden.

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Von
Lea Seethaler
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Neue Professur für Neuromodulation und Neuroprothetik 

Das neue Zentrum für Neurochirurgie wird nicht nur in der Patientenversorgung neue Wege gehen. Die Region setzt auch neue wissenschaftliche Schwerpunkte: An der Neurochirurgischen Klinik der UMM wird eine neue Professur für Neuromodulation und Neuroprothetik eingerichtet. Dafür wird die Rolf M. Schwiete-Stiftung aus Mannheim etwa zwei Millionen Euro dazugeben. Damit wird in der Metropolregion das erforscht, was auch Elon Musk als Ziel ausgegeben hat: Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer und deren Anwendung bei Menschen mit Funktionsverlusten des Gehirns oder des Rückenmarks. Der Nutzen könnte bahnbrechend sein: Menschen können ihre Lähmungen nach einem Schlaganfall oder einem Unfall überwinden.

Bei der Neuromodulation werden durch das Implantieren von hauchdünnen Elektroden in Gehirnareale oder nahe des Rückenmarks elektrische Ströme gezielt zur Therapie von Funktionsstörungen oder chronischen Schmerzen gesendet. Gängige Anwendungen sind die Behandlung von Parkinson oder eine Rückenmarksstimulation bei chronischen Schmerzerkrankungen. Künftig werden standortübergreifend und interdisziplinär Patienten mit Parkinson, aber auch bei Depression oder Alzheimer Demenz behandelt.

Letztlich praktiziere Neurochirurgie3 die Medizin der Zukunft, betonen die Partner: effektive Kommunikation in medizinischen Versorgungsnetzwerken. Es müsse eben nicht jeder alles behandeln, sondern vielmehr dort Schwerpunkte gebildet werden, wo die Kompetenzen sind. Für den Geschäftsführer des Klinikums Ludwigshafen, Hans-Friedrich Günther, zählt vor allem eines: „Es geht vor allem anderen um die bestmögliche Versorgung der Patienten.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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