Nachbericht Süd:Süd Fest

Beim Zeltfestival toppt OG noch sein letztes Mannheimer Heimspiel

Zur Halbzeit verzeichnet Zeltfestival-Veranstalter Timo Kumpf rund 15.000 Zuschauer an sieben Abenden. Ihn freut vor allem der Erfolg der kleinen Festivals wie OG Keemos Süd:Süd Fest

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Rapper O G Keemo (l.) und sein Produzent Funkvater Frank räumen beim Zeltfestival-Heimspiel total ab. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Das schreit nach Wiederholung: Das vom Mannheimer Rapper OG Keemo auf Einladung von Zeltfestival-Veranstalter Timo Kumpf zusammengestellte Süd:Süd Fest auf dem Maimarktgelände ist ein voller Erfolg. Zumindest gemessen an der unglaublichen Intensität, mit der 1800 Fans den unter anderem in der Quadratestadt und Ladenburg aufgewachsenen Hip-Hop-Star und seinen Produzenten Funkvater Frank am Freitagabend feiern. Ab 18 Uhr hat sich eins der insgesamt fünf Festivals im Festival kontinuierlich gesteigert: vom sehr ordentlichen Auftakt von Blitheboi, über den im Eintracht-Trikot herumtobenden Ramzey über dessen Frankfurter Landsmann Gianni Suave bis zur mitreißenden Show des Duos Kwam.E und Tom Hengst. Solche Abende sind für Kumpf ein Versprechen in die Zukunft der gebeutelten Veranstaltungsbranche – und speziell des Zeltfestivals Rhein-Neckar (ZRN). Auch wenn seine Halbzeitbilanz inklusive des Auftritts von Deutschpopsänger Bosse am Samstagabend gemischt ausfällt: Dabei klingen rund 15.000 Besucherinnen und Besucher für sieben Termine erstmal nicht übel.

Pandemie und Inflation spürbar

Aber: „Die Verkäufe sind bis auf wenige Ausnahmen auf einem Niveau von nicht einmal 50 Prozent. Pandemie und Inflation lassen grüßen“, so Kumpf auf Anfrage. Die Stimmung liege hingegen konstant bei 180 Prozent – „und wir erleben jeden Abend Gänsehaut-Konzerte! Besonders der Erfolg der kleinen Festivals wie das ausverkaufte DASDING-Event, X-Over-Mannem!, oder das von OG Keemo kuratierte Süd:Süd Fest freuen mich sehr.“ Diese heben für ihn die ZRN-Ausgabe 2022 deutlich von bisherigen Auflagen lediglich mit normalen Headliner-Shows bekannter Künstlerinnen und Künstler ab. Die inhaltliche Vielfalt sei einmalig unter den deutschen Zeltfestivals, findet der 41-Jährige. Zumindest bringt sie binnen von vier Wochen ein Großaufgebot unterschiedlichster Stile nach Mannheim, die fast Metropolen-Flair verbreitet. Und nach dem Maifeld-Derby am kommenden Wochenende folgen noch so unterschiedliche Termine wie das Delta Bash Festival um die US-Hardcore-Heroen Beartooth (18. Juni) sowie Konzerte von Rock-Altmeistern wie den Simple Minds (14.), Indie-Pop-Senkrechtstarter Dermot Kennedy (15.), dem musikalischen Überraschungsei Marc Rebillet (22.), dem Schweizer Sänger Faber (23.), US-Songwriterin Cat Power (24.) oder den Familienrappern Deine Freunde (26.).

Das Süd:Süd Fest demonstriert markant die Vorteile, kompakter Ein-Tages-Festivals: Das in diesem Fall exklusiv vom Hauptact kuratierte Programm präsentiert zwangsläufig Rapper, die OG Keemo als geistesverwandt empfindet. Den meisten hat eine Kollaboration mit dem Mannheimer einen oder zwei ihrer meistgestreamten Songs beschert. So kommt es zu vielen Kooperationen auf der Bühne. Hardcore-Fans werden schon früh am Abend von Blitheboi sehr kompetent unterhalten. Das Gros des Publikums steht noch gemütlich in der Einlassschlange als Ramzey mit viel Energie unter anderem seinen Hit „Tunnelvision“ abfeiern lässt.

Gianni Suave bringt den roten Faden im trotz aller Schwüle erfreulich luftigen Palastzelt des Abends auf den Punkt: „Ich komme nicht, um zu rappen, sondern will etwas sagen.“ Das ist quasi eine Definition von Conscious Rap, der nicht nur Macho-Klischees zur platten Unterhaltung reproduzieren will – und für dessen härtere, authentische Gangart OG Keemo hierzulande wie kaum ein Zweiter steht. Gianni Suave ist am Besten, als er Ramzey für das Duett „Runter“ wieder auf die Bühne holt. Kwam.E, nach dem Gastgeber der prominenteste Act, hält zusammen mit Tom Hengst das Niveau nicht nur, beide knüppeln flowtechnisch mit Songs wie „Barkeeper“ oder „System Shock“ flowmäßig top weiter.

Aber selbst dieser Auftritt verblasst gegen die Intensität des mit Sprechchören gefeierten Karim Joel Martin alias OG Keemo. 90 Minuten lang schlägt jede Nummer auf den Punkt ein, wird mitgerappt und in einem großen Moshpit vor der Bühne. Und das gilt nicht nur für die millionenfach gestreamten „Malik“, „Regen“ oder „Civic“. Die Stimmung toppt noch das ausverkaufte Heimspiel in der Alten Feuerwache Ende 2019. Der Rapper, der nach und nach mit all seinen Gesten plus Lugatti aus Köln nach und nach die Bühne teilt, reagiert fast schon gerührt auf die Euphorie: „Ich habe mich sehr hierauf gefreut. Und es ist besser, als ich es mir vorgestellt habe.“

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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