Das Wichtigste in Kürze
- Die Becker-Villa in Leimen wurde ohne Boris Becker übergeben.
- Becker droht dem neuen Eigentümer mit Konsequenzen.
- Anwalt Moser bestreitet Hofmanns Einfluss auf Beckers Insolvenz.
Leimen. Das Leimener Haus, in dem die Familie von Tennis-Altmeister Boris Becker seit den 90er Jahren lebte, ist in dieser Woche endgültig in die Hände seines neuen Eigentümers übergegangen. Die sogenannte Becker-Villa, die zu einem nicht unwesentlichen Faktor im Londoner Insolvenzverfahren gegen den heute 57-Jährigen wurde, sei ihm am Montag in Abwesenheit von Boris Becker von einer Anwältin in Form von Schlüsseln übergeben worden, so der dieses Jahr 72-jährige Reinhard Hofmann.
Der Geschäftsmann, Immobilienexperte und Steuerprofi aus Baden-Baden war nach eigener Aussage bisher ein Freund der Familie. Boris Becker will er vor und während seiner Haft mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. „Baden-Badener Geschäftsmann gibt Boris Becker eine zweite Chance“ lautete eine entsprechende Schlagzeile der „Badischen Neuesten Nachrichten“ im Sommer 2022. Dazu erschien ein Foto, das Hofmann und Boris Becker gemeinsam zeigte. Im Hintergrund war eine Flasche Wein zu sehen. Dieses Foto würde es heute in dieser Form wohl nicht mehr geben. Schon gar nicht am vergangenen Montag. Boris Becker war zur Schlüsselübergabe des ehemaligen Familien-Anwesens nämlich nicht nach Leimen gekommen. Sein Anwalt Christian-Oliver Moser sagt: „Es gab für unseren Mandaten, der beruflich sehr eingespannt ist, keinerlei tatsächliche oder rechtliche Veranlassung, die Übergabe persönlich vorzunehmen. Es gab auch keine moralische Verantwortung.“
Boris Becker ließ 2003 Wohnrecht für seine Mutter eintragen
Beckers Mutter Elvira, die nach Aussage Mosers seit 2003 ein unwiderrufliches und lebenslanges Wohnrecht in der Becker-Villa besaß, war im November 2024 im Alter von 89 Jahren in Leimen verstorben. Hofmann hatte Becker anschließend öffentlich kritisiert, weil dieser in der Stunde des Todes nicht an der Seite seiner Mutter gewesen sei. Der inzwischen meist in Italien lebende Becker reiste mit seiner drittem Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro einen Tag später in seine frühere Heimat, wo schließlich auch die Beerdigung stattfand.
Das einst angeblich etwas engere Band zwischen dem Unternehmer und Boris Becker scheint in den vergangenen Wochen zerrissen zu sein. Denn auf Anfrage dieser Redaktion ordnet Rechtsanwalt Moser einige Vorgänge anders ein, als Hofmann sie öffentlich darstellt. Der Geschäftsmann und frühere Sportfunktionär im Eishockey hatte es offensichtlich nicht ungerne so aussehen lassen, als sei er derjenige, der Elvira Becker lebenslanges Wohnrecht in seiner Immobilie einräume. Auch einen Artikel dieser Redaktion aus dem Jahr 2023, der dies so darstellte, ließ er diesbezüglich unwidersprochen. Die „Bild“ schrieb noch in dieser Woche, Hofmann habe das Haus vor eineinhalb Jahren „gerettet“ - und damit auch die vertraute Umgebung Elvira Beckers.
Moser sagt: „Es war unser Mandat, der seiner Mutter bereits im Jahr 2003 ein sogenanntes dingliches, unwiderrufliches Wohnrecht an der Immobilie eingeräumt hat. Herr Hoffmann hat mit diesem Wohnrecht, welches seinerzeit auf alleinige Veranlassung durch unseren Mandanten in das Grundbuch eingetragen wurde, nichts zu tun.“
Tennislegende zahlte sechsstelligen Betrag in Pfund
Fakt ist: Hofmann hat die Immobilie im Jahr 2023 erworben. Aber nicht etwa, weil Boris Becker sie ihm verkauft hat, sondern weil das Haus in Folge der privaten Insolvenz des dreimaligen Wimbledon-Siegers vom Insolvenzverwalter verwertet wurde. Vor Beckers Verurteilung vor einem Gericht in London hatte eine Maklerin in Leimen das Objekt für 1,97 Millionen Euro bei Immoscout im Internet angeboten, aber über einen längeren Zeitraum keinen Käufer gefunden. Wer die damalige Vermarktung in Auftrag gegeben hatte, wurde nie völlig klar. Vieles sprach aber dafür, dass es Boris Becker selbst war. Beckers Rechtswanwalt wollte sich zu dieser Angelegenheit seinerzeit nicht äußern.
Heute sagt Christian-Oliver Moser zur aktuellen Situation nach der Übergabe des Hauses in dieser Woche: Die Behauptung, Hofmann habe dabei geholfen, das Insolvenzverfahren gegen Boris Becker zu beenden, sei abstrus. Das Verfahren sei beendet worden, weil sich Becker mit dem Insolvenzverwalter auf einen deutlich sechsstelligen Vergleichsbetrag (in englischen Pfund) geeinigt habe, den Becker aus eigenen Mitteln und ohne jede Mithilfe durch Herrn Hofmann erbracht habe.
Hofmann sei über diese Vorgänge weder informiert worden noch sei er eingebunden gewesen. Wörtlich führt Moser aus: „Schicksal und Ende der Insolvenz haben also nichts mit dem Erwerb des Hauses durch Herrn Hofmann zu tun.“ Bei der Beendigung des Verfahrens habe keine Rolle gespielt, ob Herr Hoffmann oder ein beliebiger Dritter die Immobilie erworben hat, denn diese wurde nicht von Herrn Becker, sondern durch den Insolvenzverwalter der Allgemeinheit zum Kauf angeboten.
Moser spricht bezüglich der Darstellungen Hofmanns gar von „Märchengeschichten“. Man habe ihm ausdrücklich mitgeteilt, dass er die ständige Verletzung der Privatsphäre von Boris Becker zu unterlassen habe. Hofmann will sich nun der Sanierung des Anwesens zuwenden. In dem Objekt mit 450 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 825 Quadratmeter großen Grundstück mit Blick in die Rheinebene sei seit 30 Jahren nichts gemacht worden. Es habe ja an Geld gefehlt …
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