Rhein-Neckar. Der ADAC hat 1974 den Slogan geprägt: „Freie Fahrt für freie Bürger“. Es war eine Reaktion auf das Fahrverbot während der Ölkrise. Auch jetzt aufflammende Debatten um Tempolimits auf deutschen Autobahnen vereinnahmen den Spruch gerne für sich. Dabei scheitert die Forderung schon lange schlicht an der normativen Kraft des Faktischen. Jeder Autofahrer, der längere Strecken auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, weiß um die Einschränkungen der freien Fahrt. Nahezu überall bremsen Baustellen den Bleifuß aus.
Dabei ist es im Grunde eine gute Nachricht, dass so viel gebaut wird. Schließlich sorgt das für eine funktionierende Infrastruktur. Intakte Straßen sind überlebenswichtig für die deutsche Wirtschaft. Sie werden genauso gebraucht wie ein reibungsloser ÖPNV und Bahnverkehr. Das Problem ist eben nur, dass in den vergangenen 30 Jahren die Sanierung vor allem westdeutscher Fernstraßen völlig aus dem Blick geraten ist. Das baden wir gerade aus – in der Region rund ums Walldorfer Kreuz.
Diese Drehscheibe von europäischem Rang ist schon ohne Baustelle ein Nadelöhr. Jetzt war die A 6 bei Wiesloch/Rauenberg ein Sanierungsfall. Aus nachvollziehbaren Gründen musste die Autobahn GmbH eine Spur wegnehmen. Tägliche Staus, häufige Unfälle und Verzögerungen von 30 Minuten und mehr sind die logische Folge.
Die Polizei hat nachgesteuert, die Beschilderung optimiert, Tempolimits und Lkw-Überholverbote schon weit vor der Baustelle aufgebaut. Mehr lässt sich wohl nicht tun, außer an die Autofahrer zu appellieren. Jedes Schild vor einer Baustelle sollte für alle Verkehrsteilnehmer Warnhinweis genug sein, den Fuß vom Gas zu nehmen. Eine defensive Fahrweise wird schon in der Fahrschule gelehrt.
Es mag ein schwacher Trost sein: Auf den Autobahnen im Ausland sieht’s nicht anders aus. Die Luegbrücke auf der Brenner-Autobahn A 13 zwischen Österreich und Italien wird für mehrere Jahre nur einspurig befahrbar sein.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Baustelle auf der A6: Von wegen freie Fahrt
Von wegen „Freie Fahrt für freie Bürger“: Baustellen wie auf der A 6 bei Wiesloch/Rauenberg bremsen den Verkehr aus. Staus und Unfälle sind an der Tagesordnung. Was hilft: Umsichtige Verkehrsteilnehmer, findet Bernhard Zink