Bad Dürkheim. Der heutige Umgang der Deutschen mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten zwischen der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1933 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 ist immer wieder ein schwieriges Thema. Weil jetzt viele sagen, dass sie nicht für die Taten ihrer Väter und Mütter, Omas und Opas verantwortlich sind, sondern nur für ihre eigene Geschichte. Erst vor wenigen Tagen haben die Bürger in Bad Dürkheim entschieden, drei Straßen nicht umbenennen zu wollen, obwohl diese bekennenden Nazis gewidmet sind.
Nur wenige Meter von diesen Straßen entfernt, wird nun am Sonntag eine Wanderausstellung im Dürkheimer Stadtmuseum eröffnet, die die Leiden der jüdischen Bevölkerung in der Pfalz, in Baden und im Saarland dokumentiert. Seit 1940 wurden mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger aus Mannheim mit ihren Leidensgenossen aus Baden und der Pfalz ins unbesetzte Frankreich abgeschoben und in das Internierungslager Gurs gebracht. Einige überlebten die Haftbedingungen im Winter 1940/1941 nicht. Die meisten wurden ab 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Allein in Mannheim forderte die nationalsozialistische Judenverfolgung rund 2300 namentlich bekannte Opfer.
Dass diese schrecklichen Ereignisse der 1940er-Jahre offenbar nicht dazu geführt haben, dass Antisemiten hinzulernen, bewies sich im September im Süden Frankreichs. Am Ort des ehemaligen Internierungslagers Gurs wurden judenfeindliche Flugblätter in Briefkästen von Anwohnern gesteckt, so die Präfektur in Pau. Gegen die drei Verdächtigen sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Polizei hatte die Gedenkstätte des ehemaligen Lagers tagelang bewachen lassen, um befürchtete Beschädigungen oder eine Schändung jüdischer Gräber auf dem Gelände zu verhindern, berichteten der Sender France bleu und die Zeitung „Sud Ouest“. In Gurs starben Deportierte an Entkräftung und an Epidemien. Auf dem Friedhof im ehemaligen Lager befinden sich rund 1000 Gräber.
Musik, die im Lager gespielt wurde
Die Wanderausstellung „Gurs 1940. Die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden“, die schon mehrmals in der Metropolregion Rhein-Neckar zu sehen war, macht vom 8. Oktober bis 30. November Station im Dürkheimer Kulturzentrum Haus Catoir, das gleichzeitig Stadtmuseum ist. Nach der Begrüßung durch den bis Ende des Jahres gewählten Bürgermeister Christoph Glogger stellt Museumsleiterin Britta Hallmann-Preuß die Ausstellung vor. Der ehemalige Musiklehrer Clemens Schmitt trägt laut Mitteilung des Bezirksverbandes Pfalz Stücke von Hans Ebbecke vor, die in Gurs erklungen sind. Hans Ebbecke, der mit seiner Frau Anni Ebbecke-Blum die Verfolgung in der NS-Zeit überlebt hat, organisierte in Gurs Konzerte in der Kulturbaracke und schenkte den Internierten damit glückliche Stunden inmitten des Elends. Die Ausstellung entstand im Auftrag und mit Unterstützung der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs, in der badische Städte und Gemeinden sowie der Bezirksverband Pfalz zusammengeschlossen sind.
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