Tourismus

Ausgeradelt: Warum autofreie Sonntage an der Weinstraße vorüber sind

Der Erlebnistag Deutsche Weinstraße war seit 1985 eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Region. Zu Spitzenzeiten kamen bis zu 400.000 Menschen an den Rand der Haardt. Jetzt ist der Erlebnistag plötzlich weg.

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Stephan Alfter
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Diese Bilder wird es in Zukunft nicht mehr geben. © Dieth & Schröder

Landau. Die offizielle Nachricht war noch ganz frisch, da explodierte das kurpfälzische Internet. Das endgültige Aus für den „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ ärgert seit Donnerstag vor allem die Menschen in der Metropolregion. „Unglaublich“, schrieb ein Dürkheimer, „in diesem Land sollen wir nur noch ackern und Steuern bezahlen, damit andere davon profitieren können. Was uns alles genommen wurde“, motzte er.

Eine Spitze gegen die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) setzte der in Bad Dürkheim beheimatete CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger. „Frau Dreyer und die Landesregierung sind mit ihrem viel zu überzogenen Polizeigesetz hierfür verantwortlich. Kein Weinstraßentag mehr, Eintritt auf Weinfesten. Was kommt als nächstes?“, fragte er.

Der Weinstraßentag war seit 1985 tatsächlich ein Erfolgsmodell. Nicht auf Autos achten zu müssen und auf Bundesstraßen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein – für viele war das ein Gefühl von Freiheit. Nun wird die Veranstaltung nicht mehr stattfinden, weil der Landtag ein neues Sicherheitskonzept verbindlich beschlossen hat. Es zu erarbeiten, wäre dabei nach Mitteilung der Kommunen und Landkreise nicht das Thema. Der Bad Dürkheimer Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld sagte am Donnerstag im Vorfeld einer Pressekonferenz in Landau, dass die Umsetzung des Konzepts die Beteiligten überfordere – und zwar vor allem finanziell. 80 Kilometer ist die Strecke lang. Zwei Landkreise und die Städte Neustadt und Landau müssten gemeinsam wohl mit über 200 000 Euro an Kosten kalkulieren an diesem Tag. Das Polizei- und Ordnungsbehördengesetz schreibt inzwischen einen alleinig haftenden Veranstalter vor. Die erhöhten Sicherheitsanforderungen hätten damit auch zum Scheitern beigetragen, sagen die betroffenen Bürgermeister und Landräte.

Der „Erlebnistag“ war zum Jubiläum anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Deutschen Weinstraße ins Leben gerufen worden. Zu Spitzenzeiten kamen rund 400 000 Menschen an den Haardtrand. Aber: Immer mehr Ortschaften konnten die Frequenz an Aktionen und Angeboten am Streckenrand nicht mehr aufrecht halten, freiwilliges Personal zu finden, wurde immer schwieriger. Barrieren, Zäune, Absperrungen mussten herangeschafft werden. Die Unfallgefahr durch das Zusammentreffen von immer schnelleren (E-Bike)-Radfahrern und Fußgängern stieg und führte zu schwereren Verletzungen. Der Plan heißt nun, „nachhaltiger“ zu werden. Gemeinsam arbeite man an einer Qualitätsoffensive. Für die „Radregion Pfalz“ sollen passende Erlebnisse wie geführte Radtouren oder Genießertouren mit Einbindung lokaler Anbieter entwickelt werden, hieß es.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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