Klimawandel

Wie Kommunen auf Hitzewellen reagieren

Meteorologen prognostizieren ab Sonntag die nächste Hitzewelle. Die Kommunen in der Region kämpfen mit den Folgen, insbesondere die Städte ächzen unter der Überhitzung - und gehen ungewöhnliche Wege, um für Abkühlung zu sorgen.

Von 
Agnes Polewka
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Region Rhein-Neckar. Am Wochenende wird es wieder heiß, richtig heiß. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für Mannheim Temperaturen um die 34 Grad. Noch sieht es zwar nicht danach aus, dass der Hitzerekord von 39,8 Grad vom 7. August 2015 gebrochen wird. Aber: „Der Wert kann noch steigen“, sagt Andreas Pfaffenzeller vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Etwa drei Tage im Voraus können Meteorologen absehen, wo sich die Temperaturen voraussichtlich einpendeln. Ganz egal, wie heiß es tatsächlich wird, fest steht: Hitzewellen brechen immer häufiger über uns herein – und stellen Kommunen vor neue Herausforderungen.

In Heidelberg hat Joachim Fallmann am 2. Februar seine neue Stelle beim Umweltamt angetreten. Dort kümmert er sich um alles, was im weitesten Sinne mit Hitze zu tun hat. Dazu betreut er Temperaturmessungen in der Stadt und mikroklimatische Modellierungen des Stadtgebiets. Sie helfen dabei, zu bewerten, wie wertvoll bestimmte Quartiere aus stadtklimatischer Sicht sind. Und: Der Experte macht konkrete Vorschläge, wie das Stadtklima verbessert werden kann, zum Beispiel durch die Begrünung bestimmter Flächen.

Außerdem gehört es zu seinen Aufgaben, den individuellen Hitzeschutz von Menschen voranzubringen. Ab kommender Woche sollen Mitarbeiter des Tiefbau- und Vermessungsamts sowie der Abfallwirtschaft sogenannte Kühlkleidung testen. Diese funktioniert wie der menschliche Körper beim Schwitzen – sie produziert und nutzt Verdunstungskälte. Genauso macht es der Körper beim Verdunsten von Schweiß auf der Haut. Die Stadt unterstützt außerdem ein Forschungsprojekt der Universität Heidelberg, das zum Ziel hat, in einer App hitzevermeidende Routen auszumachen.

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Ein zentraler Bestandteil von Fallmanns Arbeit sind außerdem neue Bauvorhaben. Mit einem zweiten Stadtklima-Experten, der beim Stadtplanungsamt eingestellt wurde, prüft er, wie Klimaschutz und Klimaanpassung bei neuen Bauten zusammengedacht werden können. „Wichtig ist hier zum Beispiel der Punkt der Regenwasserbewirtschaftung“, sagt Fallmann. Fragen wie: Wo fließt das Wasser bei Starkregen hin? Wie wird das Wasser gespeichert, wenn es kaum Niederschläge gibt? Auch wichtig: die Begrünung von Dächern und die Verwendung heller Fassaden und Materialien.

Im Rhein-Neckar-Kreis machen sich die Hitzewellen auch im Wald stark bemerkbar. Besonders dramatisch sei die Lage dort zwischen 2018 und 2020 gewesen. Aber auch in diesem Jahr zeige sich die Trockenheit deutlich, vor allem viele kleinere Bäche führen laut Kreis kaum mehr Wasser. Das Kreisforstamt hat verschiedene Maßnahmen angestoßen, um auf die Trockenheit zu reagieren: „Wir achten verstärkt darauf, Buchenbestände nicht nach Süden und Westen zu öffnen, um die Gefahr von Sonnenbrandschäden an Buchen zu verringern“, so Sprecherin Silke Hartmann. Junge Eichenpflanzen müssten in den ersten Jahren nach der Pflanzung bewässert werden, um überhaupt erst ein Anwachsen auf den trockenen Sandböden im Hardtwald zu ermöglichen.

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Dass Städte besonders unter Hitze ächzen, spürt man in Mannheim und Ludwigshafen. Die Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren erklärt das Phänomen folgendermaßen: „Der Klimawandel führt dazu, dass sich die Wettermuster ändern und Hochdruckwetterlagen häufiger entstehen. Diese wiederum begünstigen langanhaltende Hitzewellen und Wärmeinseln. Vor allem in den Städten führt das zu einer anhaltenden Wärmebelastung, denn es kühlt nur langsam wieder ab. Die Differenz kann in großen Städten bis zu zehn Grad Celsius betragen.“

Eine Ursache dafür liege in den Materialien, die in Städten verbaut worden seien: Beton, Glas oder Metall. Ihre Oberflächen speichern viel Wärme und versiegeln laut den Wissenschaftlern einen Großteil der Oberfläche. So kann weniger Wasser verdunsten, und die Stadt kühlt nicht ab. „Gebäude und Straßen nehmen die Sonnenstrahlen auf, speichern die Energie und geben die Wärme wieder in die Umgebungsluft ab. Vor allem Glasfassaden können das Sonnenlicht wie eine Lupe konzentriert auf einen Punkt reflektieren und für einen Temperaturanstieg sorgen“, heißt es in einer Mitteilung der Forschungsgemeinschaft.

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Um die Überwärmung der Stadt in den Griff zu bekommen, konzentrieren sich die Ludwigshafener darauf, „Klimafunktionen innerhalb der Gesamtstadt“ zu erhalten, zum Beispiel, indem Kaltluftbahnen und große klimatisch entlastende Räume – wie Parks – erhalten bleiben. Auch bei neuen Bauprojekten würden die Themenkomplexe Überwärmung und der „Schutz von Klimafunktionen“ seit Jahren mitgedacht.

Gleichzeitig sei die Versickerung von Wasser seit Langem Vorgabe bei der Entwässerungsplanung, um die Versorgung von Grünflächen und eine Stabilisierung der Grundwasserstände zu gewährleisten, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt.

Die Stadt Mannheim hat als eine der ersten Städte Deutschlands einen sogenannten Hitzeaktionsplan erarbeitet. Darin finden sich etwa Info-Materialien wie eine Hitzebroschüre oder eine Karte, in der kühle Orte aufgeführt sind, aber auch konkrete Projekte wie Trinkwasserbrunnen oder Verschattungselemente.

Denn in der Quadratestadt machen sich die Hitzewellen an ganz verschiedenen Stellen bemerkbar: etwa dadurch, dass die Waldbrandgefahr immer früher eintritt, dass immer mehr Menschen in die Wälder strömen und die Grünflächenpfleger der Stadt viel stärker bewässern müssen. „Bäume müssen teilweise bis zu zehn Jahre angegossen werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Ein weiterer Marker sind die niedrigen Pegelstände, die den Schiffsverkehr und die Wirtschaft beeinträchtigen, da die Kühlwassernutzung insbesondere am Rhein eingeschränkt ist.

Redaktion

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