Partnerschaft

Afrikahilfe aus Brühl und der Region hält an Burkina Faso fest

Vier Kommunen und Partnerschaftsvereine haben ihre Unterstützung für Regionen in Burkina Faso bekräftigt - für die Partnerschaft mit Dourtenga sprach unter anderem der Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck.

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Ralf Strauch und Bernhard Zinke
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Vier Kommunen und Partnerschaftsvereine haben in Viernheim ihre Unterstützung für Regionen in Burkina Faso bekräftigt – für die Partnerschaft mit Dourtenga sprachen der Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck (v. l.) sowie vom Förderkreis Thomas Stauffer und Renate Dvorak. © Bernhard Zinke

Brühl/Viernheim. Die Nachrichten, die aus Burkina Faso nach Deutschland gelangen, sind nicht wirklich gut: Das Militär hat geputscht. Einzelne Regionen sind unter der Kontrolle von Dschihadisten, die dem Islamischen Staat und Al Kaida nahestehen. Dazu kommt der Klimawandel, der sich vor Ort immer häufiger zur Hungerkatastrophe auswächst.

All das sorgt dafür, dass zwei Millionen Binnenflüchtlinge vom Norden in den Süden des Landes abwandern. Auch das Auswärtige Amt warnt dringend vor Reisen in das westafrikanische Land: „In großen Teilen des Landes außerhalb der Hauptstadt besteht erhöhte Terrorgefahr. Sicherheitsrelevante Vorfälle haben zuletzt erheblich zugenommen.“, heißt es auf der Internet-Seite dazu.

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Trotz der bestehenden Armut werden die Geflüchteten, meist Frauen und Kinder, von der einheimischen Bevölkerung soweit es geht unterstützt. „Dennoch sind erschreckend viele Kinder extrem mangelernährt und können nur durch geeignete Aufbaunahrung am Leben gehalten werden“, berichtet Hans Zelt vom Brühler Förderkreises Dourtenga. Es mangele auch an Medikamenten, weshalb von Brühl aus in Kürze eine entsprechende Lieferung in die Partnergemeinde geschickt werde.

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: Solidarität und Hilfe

Insgesamt zehn burkinische Regionen unterhalten Partnerschaften mit Deutschland, so viele wie kein anderes afrikanisches Land. So sind mehrere Kommunen und Regionen in Burkina Faso seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden mit der Metropolregion. Es gibt vier Partnerschaftsvereine: In Birkenau, Viernheim, Ladenburg und eben in Brühl. Die drei letztgenannten Kommunen unterhalten sogar offizielle Ortspartnerschaften zu Gemeinden dort.

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Das hat die Vertreter der Kommunen und Vereine nun zu einer deutlichen Solidaritätsadresse veranlasst. „Wenn ein Freund in Not gerät, gilt es, den Wert der Freundschaft zu zeigen, dass man füreinander da ist“, bekräftigt Milan Mapplassary, Bürgermeister von Birkenau. Sein Ladenburger Amtskollege Stefan Schmutz, in dessen Kommune die Kontakte schon 40 Jahre zurückreichen, betont ebenfalls: „Wir können gar nicht anders, als den Menschen vor Ort zu helfen, die wir kennen und von denen wir wissen, dass sie Hilfe benötigen.“

„Fakt ist: Trotz aller Schwierigkeiten und Skepsis geht das Land noch nicht im Chaos unter. Vielmehr arbeiten dort viele unserer Kontaktpersonen und Organisationen kreativ an einer Verbesserung der Lebenssituation der Menschen vor Ort“, berichtet Thomas Stauffer vom Förderkreis Dourtenga, „gleichwohl brauchen uns die Menschen dort jetzt noch mehr als bisher, damit nicht womöglich Gruppen Fuß fassen, die die Lage in Burkina Faso noch verschärfen und insgesamt weniger humanitäre Absichten haben“.

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: Europäische Strategie vermisst

Viernheims Bürgermeister Baaß erregt es, dass keine europäische Strategie zu erkennen sei, wie man mit Burkina Faso umgehen soll. Dabei liegt das Land direkt neben Mali, in das die Bundeswehr immerhin Truppen entsandt hat. Dass die Unterstützung der Menschen und des Lebens vor Ort durchaus mit Europa zu tun hat, unterstreichen die Sprecher der Partnerschaftsvereine mit Verweis auf die aktuelle Flüchtlingssituation, die auch die Kommunen in Deutschland an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringt.

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Klimapartnerschaft in Dourtenga

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Dabei wäre die Regierung bestens beraten, sich Auskunft an der Basis bei den Partnerschaftsorganisationen zu holen, lobt Baaß: „Wenn etwas funktioniert, dann die Zusammenarbeit auf den niedrigsten Ebenen. Hier gibt es die notwendige Unterstützung.“

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: Bildung als wichtiger Faktor

Die kann sich in der Tat sehen lassen. Dabei setzt jeder der Vereine unterschiedliche Schwerpunkte. Der Förderkreis Dourtenga in Brühl arbeitet seit 26 Jahren mit den Menschen im Osten des Landes zusammen, unterstützt den Bau von Grundschulen und Tiefbrunnen, schickt Medikamente und Güter, die in Notfällen gebraucht werden.

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Das Problem: Dourtenga liegt in der Region Centre Ast, in der sich Terroristen versteckt halten und immer wieder Überfälle verüben. Deshalb ruht auch ein Projekt der Klimapartnerschaft, wie Bürgermeister Dr. Ralf Göck sagt. Die Anlieferung der Produkte sei derzeit nicht möglich, „wir hoffen aber auf eine Fortsetzung“.

Dabei lobt der Brühler Rathauschef die gute Arbeit des Förderkreises und seiner für die Partnerschaft zuständigen Mitarbeiter im Rathaus. Afrikahilfe bedeute, den Menschen in ihren Heimatländern eine Perspektive auf eine gute Zukunft vor Ort zu geben. Gleichwohl befürchtet er weitere Flüchtlingswellen in Dourtenga.

Ladenburg hat ein Patenschaftsprogramm mit der Region Garango für 1600 Kinder, hat in den 40 Jahren 22 Schulen gebaut und bildet aktuell 600 Frauen aus, damit diese wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen können. Die Projekte liefen aktuell, es gebe keine Übergriffe, sagt Karola Liebrich vom Garangoverein.

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Dagegen liegt Imasgo, Partner von Birkenau, nicht weit weg von den Konfliktgebieten. Die Unterstützung dort beruht auf dem Handel mit Produkten aus der Region und damit wirtschaftlicher Unterstützung, sagt Franz Stevens, der beim Gespräch in Viernheim ein schickes, buntes Hemd aus einer Schneiderwerkstatt aus Imasgo trägt. Mittlerweile bieten zwei Geschäfte in Birkenau Ware aus der Partnerregion an. „Die Menschen sind begeistert, wenn sie uns ihre Produkte verkaufen können.“

Der Viernheimer Verein Focus unterstützt die Region Silly ebenfalls mit dem Bau von Schulen, im Wassermanagement, Gesundheitsbereich und in einer Klimapartnerschaft. Auch dort werden 300 Frauen als Produzenten von Säften und Süßigkeiten ausgebildet und zur Selbstständigkeit befähigt. Allerdings leidet auch diese Region unter dem Terror von Dschihadisten, die sich in den Wäldern verstecken. Deshalb ziehe es viele Menschen in die zentrale Stadt Silly, berichtet Manfred Weidner.

Partnerschaft zwischen Brühl und Dourtenga: „Kontakte wichtiger denn je“

Viele Schulen und Gesundheitsstationen seien geschlossen, Lehrer geflüchtet, berichten die Vertreter der Partnerschaftskommunen. Allerdings hätten in der Region Silly mittlerweile 28 von 41 Grundschulen wieder geöffnet, ein Berufsbildungszentrum sei durchgehend in Betrieb.

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Und auch in Dourtenga sind die Schulen geschlossen, weil das Militär in diesem offiziellen Kampfgebiet keinen Schülerverkehr auf den Straßen sehen möchte und die Islamisten ohnehin gegen zu viel Bildung vorgingen, bilanziert Zelt. Dennoch würden inoffiziell - auch mit Brühler Unterstützung - zumindest die Abschlussklassen in Eigeninitiative unterrichtet.

So betont der Viernheimer Manfred Weidner abschließend: „Unsere permanenten Kontakte zu den Menschen vor Ort sind aktuell wichtiger denn je.“

Die Partner von Burkina Faso in der Metropolregion

  • Es ist kein Zufall, dass vier Kommunen Partnerschaften mit Regionen pflegen. Den Grundstein legten die Ladenburger Ewald Blümmel und Klaus Kolb.
  • Die anderen Verbindungen kamen über den Garangoverein zustande.
  • Der Viernheimer Bürgermeister Norbert Hofmann bat seinen Ladenburger Amtskollegen Reinhold Schulz um Kontakte.
  • Insgesamt zehn burkinische Regionen unterhalten Partnerschaften zu Deutschland, so viele wie kein anderes afrikanisches Land. 

Redaktion

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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