Rhein-Neckar. Wenn sich massiv übergewichtige Menschen zu einer Operation durchringen, haben sie häufig unzählige Diäten mit Jo-Jo-Effekt hinter sich. Außerdem leiden sie nicht allein unter körperlichen Problemen, sondern häufig auch unter sozialem Druck. Solchen Betroffenen, auch im Jugendalter, bietet das Adipositas-Zentrum Rhein-Neckar ein breitgefächertes Behandlungsspektrum aus einer Hand: Die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) kooperiert mit der BG Klinik Ludwigshafen, die europaweit die größte Abteilung für plastisch-rekonstruktive Chirurgie vorhält.
Als sich am Montag das erweiterte Adipositas-Zentrum präsentiert, zieht sich als Botschaft durch die Redebeiträge: Fettleibigkeit ist fast immer mit Folgeerkrankungen verknüpft und bedarf auch nach einem sogenannten bariatrischen Eingriff „einer lebenslangen strukturierten Nachsorge“ , wie es Leiter Mirko Otto formuliert. Der UMM-Chirurg hat manchmal Männer und Frauen mit weit über 200 Kilogramm unterm Messer. Er weiß, dass es mit einer Verkleinerung oder Umgehung des Magens nicht getan ist. In bis zu 30 Prozent sind Straffungsoperationen nötig, weil überschüssige Hautpartieren, auch Hautschürzen genannt, vom Körper hängen. In Kooperation mit der BG-Klinik gibt es nun eine „Korrektur-Sprechstunde“ mit intensiver Aufklärung.
Wenn ein Erwachsener bis zu 60 Kilogramm oder sogar mehr Gewicht verloren hat, betont Ulrich Kneser, Chef der BG-Klinik für plastische und rekonstruktive Medizin, dann verlaufe eine Straffung komplett anders als bei einem rein ästhetischen Eingriff: Schließlich sei Gewebe jahrelang nicht nur überdehnt gewesen, sondern habe seine Stoffwechseleigenschaften verändert. „Da können vor allem am Bauch riesige Wunden entstehen – mit entsprechendem Infektionsrisiko.“ Und manchmal bedürfe es mehrerer Straffungen. Wie Kneser ausführt, haben sich drei seiner Oberärzte auf solche Nachsorge-Eingriffe spezialisiert. Dieses Team operiert künftig in den OP-Sälen des UMM-Zentrums für Kurzzeittherapie.
Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland rund 800 000 Kinder und Jugendliche als stark übergewichtig gelten – manche Teenager wiegen jenseits der 100 Kilo – soll auch dieser Gruppe eine OP zwecks Gewichtsreduktion ermöglicht werden. „Aber nur wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind“, erklärt Michael Boettcher, Direktor der Kinderchirurgie. Sollte solch ein Eingriff bereits mit zwölf oder 13 Jahren erfolgen – dann vor allem mit Ziel, Diabetes, Herz-Kreislaufschädigungen oder Gelenkdeformationen erst gar nicht entstehen zu lassen. Anders als bei Erwachsenen sind bei Jugendlichen nach einem gewichtsreduzierenden Eingriff keine Straffungen nötig – weil die Haut noch elastisch ist und beim Wachstum sozusagen verwendet wird. Der ärztliche UMM-Geschäftsführer Jürgen Hennes und sein Direktor-Kollege von der BG-Klinik sind sich einig: Zu einer zeitgemäßen Spitzenmedizin gehören Kooperationen, bei der jeder Partner seine Expertise einbringt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-adipositas-zentrum-rhein-neckar-gebuendelte-expertise-gegen-massives-uebergewicht-_arid,1977670.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html