Rhein-Neckar. Insgesamt ist am Pfingstwochenende wie erwartet deutlich mehr los gewesen in den Bussen und Bahnen der Region. Das ganz große Chaos ist ausgeblieben, aber phasenweise benötigten Fahrgäste eine Menge Geduld. Die RNV verzeichnete einen Zuwachs von Fahrgästen um 15 Prozent, am Pfingstmontag sogar um 25 Prozent. Die größten Engpässe gab’s in der Heidelberger Innenstadt, berichtet RNV-Sprecher Moritz Feier.
Vor allem die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Bismarckplatz entpuppte sich als Nadelöhr. „Da konnten wir nicht alle Menschen befördern, die an den Haltestellen standen“, sagt Feier. Nicht gerade zur Entspannung trug auch der Umstand bei, dass es im Heidelberger Straßenbahnnetz einige Baustellen gibt - etwa auf der Theodor-Heuss-Brücke. Auch das habe seine Auswirkungen auf den innerstädtischen Nahverkehr gehabt.
Zu der Überlastung habe ebenso beigetragen, dass auch viele Fernreisende am Heidelberger Hauptbahnhof ausstiegen und einen Abstecher in die Altstadt machen wollten, so der RNV-Sprecher. Die Schlossbeleuchtung am Samstagabend dürfte ein zusätzlicher Publikumsmagnet gewesen sein.
Auch in den kommenden Wochen wird sich Heidelberg wohl als Problemzone des regionalen Nahverkehrs entwickeln. Schließlich naht das nächste lange Wochenende mit Fronleichnam als Brückentag. Und man könne gerade am Hauptbahnhof im vorhandenen Liniennetz nur eine bestimmte Anzahl an Straßenbahnen fahren lassen, so der RNV-Sprecher. Das sei schon jetzt so eng getaktet, dass nicht mehr viel Luft bleibe - zumindest nicht soviel, dass sich die Situation bei einem ähnlichen Fahrgastaufkommen entspanne.
In den anderen Bereichen der RNV, die den Bus- und Bahnverkehr in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg betreibt, sei es betrieblich ganz gut gelaufen. Dass das Unternehmen auf den Ausflugslinien 5 und 9 mit größeren oder doppelten Fahrzeugen unterwegs war, habe sich angesichts des Fahrgastaufkommens rentiert.
Damit deckt sich die Bilanz der RNV mit der Beobachtung aller Verkehrsunternehmen. Die touristischen Strecken waren überlastet, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen am Dienstag meldete. Allerdings mussten - anders als in Köln, Hamburg oder Berlin - in Mannheim oder Heidelberg keine Bahnsteige wegen großen Andrangs gesperrt werden.
Heidelberg testete vorab
- Sehr voll war die Heidelberger Innenstadt besonders am Samstag: Rund 60 000 Gäste zog auch nach Schätzungen der Polizei die erste Schlossbeleuchtung nach zwei Jahren an, bestätigt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. Auch vor Einführung des 9-Euro-Tickets hat es bei Schlossbeleuchtungen regelmäßig volle Bahnen und Busse gegeben. Aber nun konnte man etwa aus Osterburken oder Mosbach ebenfalls günstig zu der Veranstaltung anreisen.
- Die Stadt begrüßte indes die bundesweite Einführung neuen Spartickets. „Das Ticket setzt einen guten Impuls, niederschwellig den ÖPNV auszuprobieren und mehr Bewegung in das Thema zu bringen“., unterstrich OB Eckart Würzner: „Mein Ziel ist es, den ÖPNV dann für alle Jugendlichen kostenlos und für über 60-Jährige für nur 365 Euro im Jahr anzubieten.“ An vier Samstagen im März und April 2022 konnten Busse und Bahnen in ganz Heidelberg bereits kostenlos genutzt werden.
- Die Bilanz fiel positiv aus: Im Schnitt stiegen 15 Prozent mehr Fahrgäste ein als an Samstagen davor – jeweils durchschnittlich 10 000 Personen mehr. Der Gemeinderat hatte zugestimmt, dass die Mehrkosten in Höhe von 140 000 Euro von der Kommune übernommen werden. (miro)
Überwiegend entspannte Kunden
Es habe den erwarteten deutlichen Ansturm gegeben. Die Züge seien voll gewesen, weshalb die Fahrgäste wegen des Andrangs nicht immer ihre Fahrräder hätten mitnehmen können, sagt Ute Greter, Sprecherin von DB Regio Mitte. Jedoch seien die Menschen in der überwiegenden Zahl entspannt gewesen. Allerdings sei es eben wegen des Ansturms und mehrerer Baustellen im Streckennetz zu Verzögerungen bei den Verbindungen gekommen. Das wiederum sei nicht immer rechtzeitig in den Fahrgastinformationen angekommen. Hier werde man möglicherweise in den kommenden Tagen und Wochen nachsteuern müssen.
Es seien eben auch viele Menschen unterwegs gewesen, die nicht täglich den öffentlichen Nahverkehr nutzten und die zuweilen auch nicht gewusst hätten, wo sie die nötigen Informationen bekommen. Hier habe sich ausgezahlt, dass die Bahn - auch als Betreiber der S-Bahn Rhein-Neckar - deutlich mehr Reisendenlenker an den Bahnhöfen eingesetzt habe. Diese Bahnmitarbeiter sind mit allen aktuellen Informationen ausgestattet und können am Bahnsteig schnell helfen, den Menschen die richtigen Wege zu den nächsten Zügen zu weisen.
Viele S-Bahnen seien in so genannter Doppeltraktion unterwegs gewesen, also statt mit einem mit zwei aneinander gekoppelten Fahrzeugen. „Wir haben alles an Reserve mobilisiert, was wir zur Verfügung haben“, sagt Ute Greter. Auch die Werkstätten hätten zusätzliche Schichten gefahren, und es seien mehr mobile Instandhaltungsteams unterwegs gewesen, um technische Probleme auf den Strecken möglichst schnell zu beheben.
Spannend werde es nun, wie der Ansturm an einem ganz normalen Wochenende ausfalle. Da werde sich zeigen, ob die Menschen tatsächlich verstärkt auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, wie es beabsichtigt sei, so die Sprecherin. Das Personal sei jedenfalls hochmotiviert.
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