Rhein-Neckar. Kein Ersatzverkehr, kein Notfallfahrplan, nichts. Wenn an diesem Dienstag die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi folgen, dann stehen in der Region alle Busse und Bahnen still. Der Totalausfall aller Fahrten sei die sinnvollste Variante, sagte ein Sprecher der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), deren Personal ebenfalls streikt, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir wissen nicht, wie viele unserer Fahrer die Arbeit niederlegen. So lässt sich einfach kein Betrieb gewährleisten“, betonte er.
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei es nicht sinnvoll, mit sporadischen, unregelmäßigen Fahrten zumindest einen Teilbetrieb zu stemmen. „Dann quetschen sich die Fahrgäste in die wenigen Busse und Bahnen, die auf den Schienen oder Straßen unterwegs sind. Das ist nicht gut“, sagte der Sprecher mit Blick auf ein erhöhtes Infektionsrisiko in überfüllten Fahrzeugen. Aus diesem Grund bleiben die Bahnen und Busse der RNV ab 3.30 Uhr 24 Stunden lang bis zum planmäßigen Betriebsende in den Depots stehen.
Chaotische Zustände an den Haltestellen erwartet das Verkehrsunternehmen indes nicht. „Wir haben seit Freitag über alle Medien öffentlichkeitswirksam informiert. Das sollte überall angekommen sein“, so der Sprecher. Auch über die Anzeigetafeln an den Haltestellen würden entsprechende Informationen ausgespielt. „Die aushängenden und elektronischen Fahrpläne konnten jedoch in der Kürze der Zeit nicht mehr aktualisiert werden. Dort werden die Fahrten noch angezeigt.“
„Es geht ja nur um einen Tag“
Betroffen von dem Warnstreik ist auch die Schülerbeförderung, die die RNV im Auftrag der Kommunen übernimmt. Die Schulen seien diesbezüglich frühzeitig informiert worden. Eltern und Schüler in der Region mussten sich für Dienstagfrüh dementsprechend umorganisieren. Und das sei für die meisten kein Problem, sagte Thorsten Papendick, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Mannheim. „Das Thema ist bei uns nicht großartig aufgeschlagen. Ich denke, Eltern und Schulleiter haben sich arrangiert. Es geht ja auch nur um einen Tag, da können Alternativen organisiert werden. Sollte sich der Streik ausweiten, wird es aber problematisch.“
Die Schulen sind dennoch auf Verspätungen von Schülern eingestellt. Die Lehrer seien angehalten, Fingerspitzengefühl zu zeigen, sagt Roland Maier, Leiter der Internationalen Gesamtschule Heidelberg (IGH). „Aber natürlich nur, wenn nichts dafür spricht, dass das Argument vorgeschoben wurde.“
Ähnlich wollen das auch Unternehmen in der Region handhaben. „Wir haben das Thema natürlich auf dem Schirm und wollen mit Augenmaß agieren. Sicher könnte der eine oder andere Mitarbeiter zu spät kommen“, sagte etwa Thorsten Schwindhammer, Sprecher für das Amazon-Logistikzentrum auf Frankenthaler Gemarkung. Besondere Maßnahmen seien im Vorfeld jedoch nicht ergriffen worden.
Gleiches gilt auch für das Universitätsklinikum Mannheim, das im Gegensatz zu anderen Kliniken im Land am Dienstag nicht bestreikt wird. „Aus den vergangenen Jahren ist uns nicht bekannt, dass es durch den Stillstand im öffentlichen Nahverkehr bei uns zu besonderen Ausfällen gekommen ist“, sagte ein Sprecher. Das Klinikum sei ein Betrieb, der rund um die Uhr arbeite – „auch dann, wenn ohnehin keine Bahnen und Busse mehr fahren“.
Polizei beobachtet Lage
Durch den ausfallenden Nahverkehr ist für Dienstag mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf den Straßen zu rechnen, gerade zu den Stoßzeiten. Die Polizei will die Situation beobachten und, falls notwendig, regelnd eingreifen, wie Sprecher der Präsidien in Mannheim und Ludwigshafen berichteten. „Grundsätzlich können wir es aber nicht ändern, wenn es im Straßennetz zu Verdichtungen kommt“, so Norbert Schätzle von der Mannheimer Polizei. „Deshalb sollten die Menschen am besten zeitig losfahren, um den Verkehr zu entzerren“, rät er.
Neben den Fahrern streiken bei der RNV auch Mitarbeiter von Verwaltung und Werkstätten. Deshalb sind ebenso die Mobilitätszentralen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ganztägig geschlossen. Im aktuellen Tarifstreit will Verdi einen bundesweiten Tarifvertrag für die rund 87 000 Beschäftigten im ÖPNV durchsetzen.
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