Mannheim. Das soziale Netz in Deutschland hält. Noch zumindest. Denn langsam mehren sich die Alarmsignale, die auf eine Trendwende hindeuten. Ein Grund liegt auf der Hand: Der Staat kann das Geld nicht mehr wie während der Corona-Pandemie oder der Energiekrise mit vollen Händen ausgeben. Deshalb hat der Katzenjammer bereits eingesetzt.
Kein Wunder, nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt 2021 sind die Kassen leer. Und weil die Koalition wieder die Schuldenbremse einhalten will, wird der Sparzwang größer – damit wächst aber auch der Druck auf diejenigen, die ohnehin schon große Probleme haben.
Das politische Gezerre um das Bürgergeld und die Kindergrundsicherung ist mehr als nur ein Indiz dafür, dass das soziale Klima kälter geworden ist. Auch deshalb, weil die Union und die FDP ihre eigene Klientel verschonen und gar nicht daran denken, die Steuern für Spitzenverdiener zu erhöhen. Es spricht also vieles dafür, dass in den nächsten Jahren eher der Sozialhaushalt gekürzt wird.
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Die Daten aus dem Schuldneratlas 2023 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform belegen jedenfalls, dass sich die politische und wirtschaftliche Großwetterlage sehr unterschiedlich auf die Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar auswirkt. Man kann natürlich darüber streiten, ob Ludwigshafen den Titel als hässlichste Stadt Deutschlands verdient. Klar ist aber, dass die Einwohner der hoch verschuldeten Kommune zwar nur wenige Kilometer vom Touristen-Magneten Heidelberg trennen, in ihrem Alltag dagegen teilweise Welten dazwischen liegen.
Und wer darüber räsoniert, warum sich so wenige aus der Mannheimer Neckarstadt-West an der vergangenen OB-Wahl beteiligt haben, sollte auch mal einen Blick auf die hohe Schuldnerquote in dem eher ärmeren Stadtteil werfen. Die politische Teilhabe hängt auch davon ab, ob man sich von den Politikerinnen und Politikern auf dem Stimmzettel mit seinen sozialen Nöten ernstgenommen fühlt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Zwischen Ludwigshafen und Heidelberg liegen wirklich Welten
Dem Staat geht das Geld aus. Das wird sich auch auf die Verschuldung der Menschen auswirken. Der Schuldneratlas 2023 der Mannheimer Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt, wie sich das in der Region auswirkt