Mannheim. Man kann es nicht oft genug sagen: Nicht nur das Nationaltheater Mannheim, nicht nur das Theater Heidelberg und alle anderen öffentlich getragenen Häuser, Museen und Orchester inbegriffen – nein, die öffentliche Kultur an sich steht am Scheideweg. Sie wird in den kommenden Jahren um ihre Existenzberechtigung spielen müssen. In einer Gesellschaft, die sich zunehmend fragmentiert und individualisiert, geraten Gemeinsamkeiten ins Wanken, die jahrzehntelang die Legitimation für öffentlich finanzierte Kultur waren.
Und die teuerste aller Kulturerfindungen, der „Staat“ Theater mit Hunderten Mitarbeitenden – einst und im Idealfall immer noch Volksbühne, Ort für Debatte und gesellschaftlichen Dialog – sie sieht sich mehr denn je mit der Frage konfrontiert, welchen Platz sie in der Welt multipler Öffentlichkeiten einnehmen kann.
Viele fühlen sich abgehängt. Zu wenig Populäres. Zu wenig einfach Verständliches. Zu wenig Niedrigschwelliges.
Aber wie kann ein Haus wie das Nationaltheater für alle da sein? Wie muss es sich gestalten, öffnen und mitten unter die Menschen gehen – gerade jetzt, wo nicht nur die Zustimmung in der Bevölkerung wankt, sondern auch die öffentlichen Kassen? Die Gesellschaft altert, zerfällt in Milieus und krass kollidierende Lebenswelten, Wertegemeinschaften und Mediengewohnheiten. Viele fühlen sich abgehängt. Zu wenig Populäres. Zu wenig einfach Verständliches. Zu wenig Niedrigschwelliges.
Der Mannheimer Spielplan bietet sehr viel – und das Theaterfest zur Eröffnung ist eine ausgestreckte Hand an alle, das Theater und seine Organe entspannt in Casual Wear zu erleben. Vieles wird also richtig gemacht. Divers. Mutig. Bürgernah. Ein „Weiter so“ darf es dennoch nicht geben. Neben partizipativen Projekten, gezielten Kooperationen mit Schulen, Jugendlichen, Communitys und der Öffnung hin zur digitalen Welt müssen auch (bildungsfernere) Schichten erreicht werden – mit Popkultur, Musical und anderen, noch zu erfindenden Formaten, vielleicht auch als Bühne für andere. Die Existenz entscheidet sich an der Relevanz der Zukunft. Es geht um mehr als nur die nächste Subvention.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Zum NTM-Saisonstart: Zeiten, die die Welt bedeuten
Die öffentliche Kultur, darunter das Nationaltheater Mannheim, steht vor einem existenziellen Wandel.