Kommentar Windenergie: Fakten statt Gefühle

Tausende Einwendungen gibt es gegen die Standortvorschläge für neue Windräder. Noch immer sind die Vorbehalte gegen die mächtigen Rotoren in der Bevölkerung riesig. Die Fakten sagen indessen etwas ganz anderes

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Bernhard Zinke
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Das war zu erwarten: Fast 4000 Initiativen, Verbände und Privatpersonen haben ihre Einwendungen beim Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) eingereicht und ihre Bedenken, ihren Protest gegen verschiedene Standorte für Windräder formuliert. Bezeichnend genug: Gegen die Pläne einer Freiflächen-Photovoltaik, also Sonnenkraft-Module auf Feldern, meist entlang von Autobahnen oder Bahnschienen, sind gerade mal 250 Briefe oder E-Mails beim Verband eingegangen. Photovoltaik treibt keinen Menschen mehr wirklich um – im Gegensatz zu den mächtigen Windrädern, die sich in der Region künftig drehen sollen. Der VRRN wird nun die Bedenken gegen die Windkraft sichten und sortieren. Große Überraschungen und neue Argumente haben die Experten bislang nicht entdecken können.

Sicher lässt sich trefflich über einzelne Standorte streiten. Die Windenergie grundsätzlich jedoch immer wieder mit denselben, wenig stichhaltigen Argumenten zu verteufeln, ist weder sinnvoll noch zielführend. Der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht viel Energie. Und die muss angesichts des immer schneller voranschreitenden, menschengemachten Klimawandels vor allem aus erneuerbaren Energiequellen kommen.

Erneuerbare Energien

4000 Einwendungen gegen Windräder in der Metropolregion

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Bernhard Zinke
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Fakt ist: Die Windenergie ist unter den Erneuerbaren die ertragreichste Form. Laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme haben die Windräder im vergangenen Jahr – trotz stagnierenden Zuwachses – die Kohle als wichtigsten Energieträger abgelöst. Auch das Argument der „Vogelschreddermaschinen“ ist längst entkräftet. Bis zu 100 000 Vögel sterben durch Windräder, bis zu 270 Millionen Vögel dagegen durch Gebäudeglasscheiben, im Straßen- und Bahnverkehr sowie durch Katzen. Der Infraschall wird vielfach durch Verkehrs- und anderen Lärm übertönt. Und Landschaftsästhetik als K.o-Kriterium ins Feld zu führen, können wir uns schlicht nicht mehr leisten. Es wird Zeit, auch in diesem Bereich endlich Fakten anzuerkennen und über Gefühle zu stellen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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