Kommentar Wichtige Lektion in der "Schulstraße" in Mannheim-Rheinau

Eine Schulgemeinschaft im Mannheimer Stadtteil Rheinau mit Forderungen, Politiker mit Kompromissvorschlägen: So funktioniert unsere Demokratie, meint Thorsten Langscheid zum Vorbildprojekt "Schulstraße"

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Thorsten Langscheid
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Der neue Sicherheitsdezernent, Bürgermeister Volker Proffen, hat von seinem Vorgänger und jetzigem Chef Christian Specht ein Thema geerbt, an dem hohe Erwartungen hängen, die er nicht erfüllen kann. Jedenfalls nicht so, wie es manche im Stadtteil fordern. Gut, dass Proffen gar nicht erst versucht, um den heißen Brei herumzureden: Das Sperren der Straße, und sei es nur zeitweilig, geht nicht, soviel stellt er klar. Egal, ob etwas anderes angedeutet oder gar versprochen wurde. Aber, noch besser: Proffen lässt die Rheinauer nicht im Regen stehen, sondern hat sich für eine gute, vielleicht sogar modellhafte Lösung im Umgang mit der Elterntaxi-Problematik eingesetzt.

Darauf konnte sich die Schulgemeinschaft übrigens auch weitgehend verständigen. Bezirksbeirätin Alice van Scoter, selbst im vergangenen Schuljahr noch im Elternbeirat und bis kürzlich Mitarbeiterin im Quartiermanagement, hat indessen „kein gutes Gefühl“, wie sie gegenüber dieser Redaktion erklärt. Sie fordert, die versprochenen Poller umzusetzen - zumindest im Rahmen eines Verkehrsversuchs.

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Aber sowohl Spechts großzügige, nennen wir es einmal „Ankündigung“ beim Abschlussfest der Aktionswoche Ende April vergangenen Jahres, als auch van Scoters Beharren auf Umsetzung sind nicht unproblematisch. Dem damals angehenden Oberbürgermeister müsste klar gewesen sein, dass er sich ohne gründliche rechtliche Prüfung mit der zeitweiligen Straßensperrung auf sehr dünnes Eis begibt. Und van Scoter wird klar sein, dass die Rheinauschule mit ihrer vorbildlichen Aktion bereits sehr viel erreicht hat - mehr jedenfalls als viele andere, deren Forderungen an die Kommunalpolitik über Jahre ungehört verhallen.

Specht wollte damals Oberbürgermeister werden, van Scoter möchte jetzt in den Gemeinderat. Hier sind also auch die Wahlkämpfer am Werk, so funktioniert unsere Demokratie. Im Falle der Rheinauschule mit einem ordentlichen, wenn auch nicht dem idealen Wunsch-Ergebnis. Das ist eine wichtige Lektion. Für die Schüler, ihre Eltern und ihre Lehrer im Stadtteil. Aber auch für alle, die mit Blockaden und Wutgebrüll Maximalforderungen durchdrücken wollen.

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