Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Weihnachtsmärkte in Mannheim schnell genehmigen

Im September 2020 versprach Oberbürgermeister Peter Kurz, dass die Mannheimer zwei Monate später „schöne Weihnachtsmärkte erleben“. Er konnte dieses Versprechen nicht halten. Das war schade, aber damals völlig richtig so. Vor einem Jahr war die Lage an der Corona-Front einfach zu gefährlich, die Inzidenz viel zu hoch und ein Impfstoff nicht vorhanden.

Aber Einschränkungen wegen Corona müssen „geeignet, erforderlich, verhältnismäßig“ sein, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel es formulierte. Das wäre ein Verbot oder auch nur eine sehr starke Reglementierung von Weihnachtsmärkten jetzt, Ende 2021, im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr, keinesfalls mehr.

Die „Fun & Food“ hat gezeigt, dass große Veranstaltungen corona-gerecht machbar sind. Aber sie hat ebenso die Frage aufgeworfen, wie sinnvoll denn eine Registrierung der Adresse von Besuchern ist, wenn gleichzeitig mehrere Tausend Leute auf einem Platz sein dürfen. Wäre im Ernstfall einer einzigen Corona-Infektion die Kontaktnachverfolgung von einer vierstelligen Zahl von Menschen durch das Gesundheitsamt leistbar – und wäre sie sinnvoll? Wohl kaum.

Natürlich muss man die Gefahren durch das Coronavirus weiter ernst nehmen – die Pandemie ist ja nicht vorbei. Doch es gibt einen Impfstoff, und die Mehrzahl der Bevölkerung ist geimpft. Alle weiteren Regeln müssen nun auch sinnvoll sein.

Wochenmärkte, Imbissbuden, Brezelstände, der Fleischkäseverkauf auf den Planken – all das ist weiter erlaubt, mit Verzehr auf der Straße, ohne Maske, ohne Registrierung. Warum dann der Verkauf einer Bratwurst oder eines Lebkuchens auf dem Weihnachtsmarkt anders gehandhabt werden soll, bleibt unklar.

Der Einzelhandel braucht die Weihnachtsmärkte dringend, um die Anziehungskraft der Innenstadt zu stärken – und die Menschen brauchen sie, weil ein weiterer Winter voller Einschränkungen viel zu sehr aufs Gemüt schlägt. Die Stadt sollte sie daher schnell genehmigen – mit Regeln, aber mit Regeln, die für die Menschen begreifbar sowie organisatorisch und wirtschaftlich für die Veranstalter umsetzbar sind.