Kommentar Was ist nur los bei SAP?

Alexander Jungert sieht nach der Kehrtwende bei der Nachfolgelösung für Aufsichtsratschef Hasso Plattner das Management des Walldorfer Softwarekonzerns in der Pflicht

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Alexander Jungert
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Kurz vor der Hauptversammlung im Mai – und kurz vor dem Abschied von SAP-Urgestein Hasso Plattner als Aufsichtsratsvorsitzender – leistet sich der Walldorfer Konzern eine beachtliche Personalie: Punit Renjen hört auf, bevor er überhaupt als Chefkontrolleur in Walldorf angefangen hat. Das wirft ein ungünstiges Licht auf Renjen, auf den SAP-Aufsichtsrat – und auf Vorstandssprecher Christian Klein.

Plattner wollte ursprünglich einen deutschsprachigen Kandidaten aus den eigenen Reihen. Das klappte nicht. Folglich brachte Klein Renjen als Nachfolger ins Spiel. Nach ausgiebiger Prüfung, durch den Nominierungsausschuss und auch durch eine externe Personalagentur, war Plattner überzeugt von Renjen und lobte seine „wertvollen strategischen Erfahrungen“. Klein bezeichnete den amerikanisch-indischen Manager Ende Januar noch als „exzellenten Nachfolger“. Und jetzt? Was ist los bei SAP?

Es ist ein Rätsel, warum sich erst so spät herausstellt, dass es „unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender“ gibt, wie es in der SAP-Mitteilung heißt.

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Eine Lösung ist bereits gefunden: Pekka Ala-Pietilä soll es richten. Der neue designierte Aufsichtsratsvorsitzende ist in Walldorf kein Fremder, er gehörte dem Gremium bereits an. Ala-Pietilä bringt wohl mehr Verständnis für das deutsche System der Unternehmensführung sowie für die europäische Führungskultur mit als Renjen.

Allerdings ist der Finne eine Übergangslösung, weil er das Amt lediglich für zwei Jahre ausüben soll. Dieses Manko – genauso, wie ein Ersatzkandidat zu sein – haftet an ihm. Angesichts der immensen Herausforderungen für SAP ist das schlecht. Der Software-Konzern steckt mitten in der Transformation zur Cloud und zu Künstlicher Intelligenz. Auch mehr Ruhe hätte SAP nach den häufigen Wechseln im Management gutgetan. Ala-Pietilä muss deshalb sofort durchstarten, einen Fehltritt darf er sich nicht erlauben.

Plattner, mehr als 20 Jahre Aufsichtsratsvorsitzender, wollte seine Nachfolge gut vorbereitet wissen. Das ist gründlich schiefgegangen. Management und Aufsichtsrat werden deshalb auf der Hauptversammlung im Mai unangenehme Fragen beantworten müssen.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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