Es war klar: Als Baden-Württembergs Kunstministerin Theresia Bauer 2019 als erste deutsche Politikerin mit einer Delegation, einer Bibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi nach Namibia reiste und zurückgab, was unsere Vorfahren dem dortigen Volk geraubt hatten, war das nur der Anfang. Die Objekte hatten immerhin den Charakter nationaler Kulturgüter. Der Raub zeugte von Menschenverachtung, Rassismus, Selbstüberhöhung und natürlich krimineller Energie. Es ist zu hoffen, dass es keine Museumschefinnen, Provenienzforscher oder Kuratorinnen gibt, die an der Richtigkeit und Wichtigkeit der Rückgabe aller während der Kolonialzeit geraubter Kulturgüter zweifeln.
Dass nun in Hamburg rund ein Drittel als Dauerleihgabe verbleiben soll, ist hoffentlich rein restauratorischen Gründen geschuldet, wobei selbst hier alles getan werden sollte, dass dies kein Dauerzustand wird. Erst, wenn das Ethnologische Museum im Humboldt-Forum Berlin, der Pariser Louvre und das British Museum in London quasi leer stehen und man dann die Ankaufsetats für neue Kunst und Objekte zusammenkratzt, ist die Aktion Rückgabe von Kulturgütern abgeschlossen, die selbst ja auch nur ein Teil kolonialer Aufarbeitung sein kann.
Wenn dies jedoch nicht gelänge, wäre es an der Zeit, unter den ausgebeuteten Ländern so etwas wie die Goethe-Handschriften der Klassik Stiftung Weimar oder auch Shakespeare-Originale zu verteilen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum Raubgut aus der Kolonialzeit zurückgegeben werden muss
Was gerade geschieht, kann nur der Anfang sein: Auch Hamburg gibt die Benin-Bronzen zurück - es ist zu hoffen, dass alles, als der gesamte Rest aller Raubkulturgüter, folgt, findet Kommentator Stefan M. Dettlinger