Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum Mannheims Politik nun ein Bekenntnis abliefern muss: für oder wider die Philharmoniker

Es ist ruhig geworden um die Mannheimer Philharmoniker. Nachdem Anfang des Jahres noch mächtig getrommelt und gerührt wurde, nachdem Unterschriften gesammelt und Menschen angeklagt wurden, nachdem einiges an diplomatischem Porzellan zerdeppert wurde und sogar ein Großmäzen per Brief den Oberbürgermeister Mannheims unter Druck setzte, scheint die Truppe um Gründer Boian Videnoff nun andere Wege zu gehen, um Entscheiderinnen in Politik und Wirtschaft davon zu überzeugen, dass der Klangkörper für Mannheim und die Region Sinn macht.

Was derzeit wohl hinter den Kulissen genau passiert? Es finden Gespräche statt, hört man, die Rede ist immer wieder auch von einer unabhängigen Studie, die den finanziellen Nutzen der Philharmoniker für die Wirtschaft und den Kommunalhaushalt in der Quadratestadt unterstreichen soll. Stichwort Umwegrentabilität.

Letztlich geht es für die Mannheimer Philharmoniker ja um den Kampf gegen den Krampf, von der Hand in den Mund zu leben, was freilich einige Kultureinrichtungen tun. Aber 1,7 Millionen Jahreshaushalt müssen auch erstmal zusammengekratzt werden. Was her muss, ist ein Bekenntnis für oder gegen das Orchester. Kommt man zum Schluss, dass die Philharmoniker tatsächlich eine Bereicherung kultureller und finanzieller Art sind, sollte man sie gebührend unterstützen. Kommt man zum Schluss, dass schon genügend Kulturausgaben getätigt werden und Orchester in Mannheim spielen, darf der Gemeinderat bei seinem Nein vom Januar bleiben. Man findet tatsächlich für beide Positionen nachvollziehbare Argumente.

Sicher ist nur dies: Das Konzept, mit einem jungen, sympathischen Begleitorchester von Weltstars wie Martha Argerich, Mischa Maisky, Igor Levit oder Sonya Yoncheva eine magnetische Wirkung zu entfalten, geht bislang ganz gut auf – auch wenn Videnoff sich damit in der Szene freilich nicht nur Freunde macht, was ebenso verständlich ist.