Kommentar Warum die Katholiken verunsichert sind

Peter W. Ragge kommentiert die neuen Strukturen der katholischen Kirche ab 2026 und den Weg dorthin

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Peter W. Ragge
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Es klang sehr nach dem berühmten Pfeifen im Wald: „Fürchtet Euch nicht!“, sagte Hansheinrich Beha. Dass der Vorsitzende des Dekanatsrats beim katholischen Neujahrsempfang diesen Satz aus der Bibel zitiert hat, lässt tief blicken. Natürlich schöpft ein gläubiger Christ aus den Worten der Heiligen Schrift Hoffnung. Aber genau diese Hoffnung brauchen die Katholiken auch, in Mannheim wie in der gesamten Erzdiözese Freiburg.

Die von Freiburg angeordnete Fusion der Pfarreien steht schon seit 2019 fest. Seither gab es allerlei Arbeitsgruppen. Auch die Ehrenamtlichen, die in Zeiten des Priestermangels eine ganz wesentliche, ja die entscheidende Basis des Gemeindelebens vor Ort sind, wurden einbezogen. Aber an den grundlegenden Entscheidungen ändern konnten sie nichts. Das ließ manche Aktiven leider resignieren – zusätzlich zu all den schlechten Nachrichten rund um Missbrauchsskandale.

Natürlich muss die Kirche darauf reagieren, dass sie immer weniger Mitglieder und sinkende Kirchensteuereinnahmen sowie ein sich gewaltig veränderndes gesellschaftliches Umfeld hat, muss sie Strukturen straffen und effizienter gestalten. Allerdings steht den Katholiken nun eine derart radikale Veränderung bevor, dass der Appell „Fürchtet Euch nicht“ schon einen sehr realen Hintergrund hat.

Tatsächlich existiert nämlich diese Furcht. Wer sich in den Gemeinden umhört, spürt ganz große Verunsicherung, ja Ängste, was ab 2026 tatsächlich passiert. Denn wie die neuen Strukturen sich vor Ort auswirken, wie sie mit Leben gefüllt werden können, was an vertrauten, gewohnten Aktivitäten fortgeführt wird oder wegfällt – das alles ist im Detail noch offen. Auch bei der Frage, welche Kirchen, welche Gemeindehäuser fortgeführt oder aufgegeben werden, bestehen – im Gegensatz zur Evangelischen Kirche, die da deutlich weiter ist – noch sehr viele Fragezeichen.

Eine Hoffnung gibt es: Als Nachfolger des populären Karl Jung führt mit Lukas Glocker ein gebürtiger Mannheimer, der hier als Pfarrer sehr beliebt war und sehr gute Arbeit leistete, die neue Großpfarrei. Aber bis er kommt, muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet und Vertrauen in die Strukturen geschaffen werden.

Redaktion Chefreporter

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