Kommentar Waffenverbotszone in Mannheim: Gefühlter Fehlstart

Es wäre falsch, Waffenverbotszonen von vornherein zu verurteilen - aber die Verantwortlichen in Mannheim sollten auch nicht so tun, als könne man sich nicht mehr in die Quadrate trauen, findet Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Die Vorgänge rund um die Einführung der Waffenverbotszone sind kurios. Als im Mai ein Antrag der Grünen abgelehnt wurde, galt das Thema eigentlich schon als abgehakt. Die danach angestiegenen Kriminalitätszahlen haben Polizei und Verwaltung umdenken lassen.

Dass nun darüber diskutiert wird, wer für die Entscheidung überhaupt zuständig ist, ist letztlich zwar kein Fehler der Stadtverwaltung, sondern des Innenministeriums. Es ist aber symptomatisch für den gefühlten Fehlstarts des Projekts. Dessen Einführung ist faktisch noch gar nicht beschlossen - aufgrund der Argumentation von Polizei und Verwaltung wird Oberbürgermeister Christian Specht auf die Zone aber auch nicht mehr verzichten können.

Waffenverbotszone: Unsinn oder sinnvoll?

Es wäre auch falsch, die Waffenverbotszone von vornherein zu verurteilen. Natürlich: Es gibt den Fall Leipzig, wo eine Waffenverbotszone kaum Erfolg hatte und eine wissenschaftliche Studie ihr die Wirksamkeit für das subjektive Sicherheitsempfinden absprach. Gerade das will die Stadt Mannheim ja stabilisieren. Gleichzeitig gibt es andere Städte - Köln oder Hamburg -, die gute Erfahrungen gemacht haben. Die hiesige Waffenverbotszone soll nach einem Jahr evaluiert werden. Danach herrscht über Sinn oder Unsinn hoffentlich Klarheit.

Zu scharfe Argumentation rund um Waffenverbotszone

Zu hoffen ist aber, dass Verwaltung und Polizei schon davor ihr Bestmögliches tun, das subjektive Sicherheitsempfinden stabil zu halten - und in dem Zusammenhang auch ihre Argumentation für die Waffenverbotszone den Umständen anpassen. Natürlich sind die Kriminalitätszahlen angestiegen - bei unter anderem nur einer versuchten Tötung mit Messer bis Mai aber auch von einem niedrigen Niveau kommend. Da lassen Äußerungen von Stadtverwaltung und Polizei aufhorchen, die fast suggerieren, dass man sich ohne Waffenverbotszone im Advent zum Einkaufen nicht mehr in die Quadrate trauen kann.

Dieses Bild wird der Stadt bei allen zu erörternden Problemen nicht gerecht. Mit derart einschüchternden Worten sinkt das subjektive Sicherheitsgefühl definitiv - mit oder ohne Waffenverbotszone.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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