Während flanieren, shoppen und essen gehen wieder möglich sind, bleiben Clubs, Bars und Kneipen weiter dicht. Was der Jugend bleibt, ist der öffentliche Raum. Für junge Menschen, für die das soziale Miteinander in der Gruppe enorm wichtig ist, gibt es weiter kaum Möglichkeiten, sich mit anderen zu treffen. Dass sie nach bald einem Jahr Kontaktbeschränkungen endlich wieder ein Stück Freiheit genießen wollen und den erlaubten Rahmen dabei sprengen, kann eigentlich niemanden wundern.
Dennoch sind viele Städte offenbar nicht darauf vorbereitet, dass nicht alle brav um 22 Uhr wieder nach Hause gehen. Als käme der Sommer völlig überraschend, muss jetzt erst noch über geeignete Maßnahmen nachgedacht werden, um den Drang junger Menschen nach draußen und zum Feiern mit Freunden zu kanalisieren. Dass dies nicht längst erfolgt ist, zeigt, wie sehr Öffnungsstrategien vor allem wirtschaftlichen Erwägungen folgen – und wie wenig soziale Aspekte berücksichtigt werden.
Auch, weil alternative Angebote und Konzepte fehlen, um größere Ansammlungen von vornherein zu unterbinden, kam es zu den hässlichen Bildern des vergangenen Wochenendes. Mit der Krawallnacht von Stuttgart haben die Ereignisse allerdings wenig zu tun. Die Polizei zeigte sich umsichtig und vorbereitet, die Aggressionen gingen von wenigen Einzeltätern aus. Wer jetzt dringend nacharbeiten muss, sind die Kommunen. Denn das war erst das erste schöne Wochenende.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Vorhersehbare Entwicklung
Ulrike Bäuerlein zu Maßnahmen gegen Versammlungen