Kommentar Volksfeste in der Energiekrise: Bitte keine Symbolpolitik!

Volksfeste und Weihnachtsmärkte sollen auf jeden Fall auch in der Energiekrise gefeiert werden, kommentiert Kai Plösser. Einzelne Branchen zu bestrafen, ist definitiv nicht der richtige Weg

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Kai Plösser
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Schon wieder geht es darum: Auf welche Wirtschaftszweige könnten wir am ehesten verzichten? Das war doch erst die Frage in der Corona-Pandemie. Getroffen hat es besonders die Freizeitbranche. Nun ist es also die Energiekrise. Die Beschäftigten in diesem Sektor könnte es schon wieder treffen. Auf Freizeitaktivitäten lasse sich leicht verzichten, hieß es damals. Das könnte nun wieder drohen.

Volksfeste und Weihnachtsmärkte sollen auf jeden Fall auch in der Energiekrise gefeiert werden. Absagen oder abgespeckte Formen von Veranstaltungen sind der falsche Weg. Nicht nur vor dem Hintergrund der Pandemie, in der auch Schausteller ums Überleben gekämpft haben. Noch einmal eine Krise in der Art stemmen zu müssen, wäre für viele von ihnen das Aus. Was viele Menschen nachvollziehen konnten, um die Pandemie einzudämmen, ist in der Energiekrise reine Symbolpolitik.

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Ja, Volksfeste und Weihnachtsmärkte verbrauchen Energie. Keine Frage. Aber Festzelte, Imbissbuden Fahrgeschäfte und Beleuchtung gehören nun mal dazu. Die Branche arbeitet nach Angaben des Deutschen Schaustellerbundes schon seit Jahren daran, den Energieverbrauch zu drosseln. Der Strombedarf auf Volksfesten sei somit seit 2010 zwischen 20 und 30 Prozent gesunken. Auf Weihnachtsmärkten sei die Einsparung sogar noch höher.

Außerdem sollte niemand Freizeitveranstaltungen gegeneinander aufwiegen. Jeder hat andere Vorlieben. Wenn Volksfeste und Weihnachtsmärkte gestrichen werden, warum gilt dass dann nicht auch gleichermaßen für Sportveranstaltungen, Konzerte, Theater, Kino oder ähnliches. Auch hier kommen zahlreiche Leute zusammen und verbrauchen gemeinsam viel Energie. Man denke nur an Flutlichtmasten in einem Fußballstadion, die jedes Abendspiel leuchten müssen.

Zudem dürfen Begegnungen und soziale Kontakte gerade in Krisenzeiten nicht zu kurz kommen. Dies geschieht nun mal größtenteils in der Freizeit. In der Pandemie dürfte jeder bemerkt haben, wie sehr gemeinsame Hobbys und Unterhaltung gefehlt haben. Deswegen sollte jeder einzelne in der Gesellschaft seinen Teil dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken. Dann wäre schon eine ganze Menge erreicht. Einzelne Branchen zu bestrafen, die dann Opfer einer Symbolpolitik werden, ist definitiv nicht der richtige Weg. Zumal darunter dann auch die Menschen leiden, die zum Ausgleich gerne Volksfeste feiern wollen.

Redaktion