MM-Kommentar Vertriebsmodelle in der Automobilbranche verändern sich

Dass der Verkauf der Mercedes-Benz Niederlassungen Angst bei den Angestellten auslöst, ist verständlich, meint Christian Schall. Doch Mercedes braucht mehr Geld für die E-Mobilität. Oder plant Mercedes etwas ganz Anderes?

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Christian Schall
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Die Transformation zur Elektromobilität stellt nahezu die gesamte Automobilbranche auf den Kopf. Besonders den etablierten deutschen Herstellern macht der Wandel stark zu schaffen. Sie stehen in Konkurrenz zu aufstrebenden Firmen, die mehr Technologie- denn Autokonzerne sind und bei den neuen Antrieben einen Vorsprung haben. Um den Anschluss nicht zu verlieren, müssen sie in kurzer Zeit neue Modelle in den hart umkämpften Markt bringen.

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Tatjana Junker und Christian Schall
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Gleichzeitig fahren viele deutsche Hersteller momentan zweigleisig, bieten Elektromodelle und weiterhin Verbrenner an, weil die Kundschaft bei den Stromern zurecht zurückhaltend ist. Das Konzept ist nicht nur sehr ambitioniert, es kostet die Firmen eine Menge Geld. Da ist es naheliegend, sich von Geschäftsfeldern zu trennen, die als obsolet betrachtet werden. So wird Geld frei, das in die Zukunftstechnologie investiert werden kann.

Diesen Schritt geht nun Mercedes-Benz. Dass diese Veränderung Angst bei den Angestellten auslöst, ist verständlich. Wer ist der neue Inhaber, ist mein Arbeitsplatz noch sicher und wie steht es künftig um die Entlohnung, sind berechtigte Fragen, die das Personal nun umtreiben.

Kfz-Vertrieb verändert sich seit Jahren

Doch der Kfz-Vertrieb verändert sich seit Jahren, der Trend geht zu großen Autohaus-Gruppen mit vielen Standorten und mehreren Marken unter einem Dach. Und die neuen Hersteller aus China und den USA zeigen, wie Vertriebsmodelle auch aussehen können. Showroom heißt das Konzept der Zukunft. Zu besichtigen ist es in allen größeren deutschen Städten - pikanterweise mitten in der City, wo das Auto zunehmend unerwünscht ist.

Marken wie Polestar, BYD, Lucid, Lynk&Co. oder Nio mieten sich in besten Einzelhandelslagen Ladenlokale und präsentieren in direkter Nachbarschaft zu Luxus-Modelabels ihre Modellpalette. Dort und online kann das neue Auto gekauft werden. Plant Mercedes etwa Ähnliches und gibt deshalb seine Niederlassungen ab, um bald Showrooms zu eröffnen und mit den verkauften Autohäusern zu konkurrieren?

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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