Wenn sich Andre Baumann zum Thema Geothermie äußert, dann starten auf seinen Portalen in den sozialen Medien verlässlich wieder die heißen Diskussionen. Somit dürften der Staatssekretär im Stuttgarter Umweltministerium und seine Mitarbeiter an diesem Wochenende wieder ordentlich zu tun haben. Denn im Interview mit dieser Redaktion macht Baumann sich einmal mehr für die Geothermie als grundlastfähige Energieform und damit wichtiger Bestandteil der Wärmewende stark. Geothermie ist ein hoch emotionales Thema, genauso übrigens wie die Windkraft. Diese hat dem Verband Region-Rhein-Neckar im Frühjahr erst rund 4000 Anregungen und vor allem Bedenken eingehandelt. Der erste Entwurf des Teilregionalplans weist aus, wo sich künftig Windräder drehen dürfen – vorausgesetzt freilich, ein Investor baut sie überhaupt.
Auch die Geothermie wird noch mehr Diskussionen entfachen, als sie es ohnehin schon tut. Es gibt mehrere aktive Bürgerinitiativen, die ihren Widerstand gegen die Gewinnung von Erdwärme formulieren. Der Gesprächsbedarf ist begründet. Schließlich lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Technologie ihre Risiken birgt. Das sagen selbst Wissenschaftler, die sich intensiv mit Geothermie befassen. Nicht zuletzt haben schon zu viele Unternehmen – etwa in Stauffen, Landau oder Vendenheim nördlich von Straßburg – demonstriert, was passiert, wenn man die Technik nicht beherrscht und falsch anwendet. Da sind die Bedenken der Menschen im Umfeld potenzieller neuer Erdwärmekraftwerke absolut nachvollziehbar. Es ist letztlich die Frage der Beherrschbarkeit und der Absicherung der Folgen von Pannen und Fehlern, die den Ausschlag geben.
Das Problem der Diskussionen: Die alten fossilen Energieformen sind als CO2-Schleudern zurecht Auslaufmodelle, Kernenergie steht nicht mehr zur Verfügung. Aber irgendwo müssen Strom und Wärme in diesem hochindustrialisierten Land herkommen. Da ist es wenig konstruktiv, pauschal gegen alle Erneuerbare Energien zu Felde zu ziehen. Es ist die Pflicht der Politik und der Unternehmen, die Techniken zu erklären, auch ihre Risiken offen zu benennen. Und es ist ebenfalls zwingend notwendig, für finanzielle Absicherungen zu sorgen, wenn Hausbesitzer dann doch auf einmal Risse in ihren Wänden haben, weil die Erde rund ums Geothermiekraftwerk gewackelt hat. Vertrauen ist die Basis. Es ist jedoch eine hohe Hürde in diesen aufgeregten Zeiten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Vertrauen in die Geothermie schaffen
Geothermie ist ein emotionales Thema. Nach missglückten Projekten sind die Vorbehalte enorm. Um die Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen, müssen Politik und Unternehmen viel Vertrauensarbeit leisten, meint Bernhard Zinke