Wo und wie Menschen, die nach Deutschland kommen, untergebracht werden können, damit sie nicht in Turnhallen oder gar auf der Straße leben müssen, darüber wird in der ganzen Republik heftig gestritten. Die Debatte hat angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen erneut an Fahrt aufgenommen und sicherlich zu dem – auch in Lampertheim – erschreckend hohen Stimmenanteil der AfD bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag beigetragen.
Ideallösungen für diese Pflichtaufgabe, die zugleich eine Mammutaufgabe ist, gibt es nicht. Kaum jemand schreit Hurra, wenn eine Flüchtlingsunterkunft in seiner oder ihrer Nachbarschaft eingerichtet werden soll. Sorgen und Ängste vor Problemen, die über Grundstücksgrenzen hinaus Schwierigkeiten bereiten könnten, sind groß. Dafür möchte kaum ein Politiker vor Ort Verantwortung übernehmen. Deswegen gibt es bisher vermutlich kein klares Bekenntnis der Lampertheimer Kommunalpolitik zu dem Standort in der Industriestraße.
Doch sich um die Entscheidung zu drücken, hilft nicht weiter. Die Menschen sind längst da, und sie brauchen ein Dach über dem Kopf. Sie sind geflohen vor Krieg und Verfolgung in ihrem Heimatland. Sie brauchen Hilfe. Geholfen ist nicht, wenn alle sagen: Bei uns aber nicht. Deswegen bleibt der Stadtverwaltung nichts anderes übrig, als das Problem anzugehen und zu handeln.
Natürlich wäre es besser, wenn es gar nicht erst soweit gekommen wäre, dass so viele Menschen in Deutschland Schutz suchen. Und ja, es braucht Lösungen auf europäischer Ebene. Doch bis es die gibt, gilt es, vor Ort vernünftig zu agieren. Der Plan der Lampertheimer Stadtverwaltung, in der Industriestraße vor allem Frauen und Kinder aus der Ukraine unterzubringen, damit sie sich besser in die Stadtgesellschaft integrieren können, klingt vernünftig – auch wenn er nicht jedem und jeder in Lampertheim gefallen mag. Doch vergessen wir nicht: Diese Menschen sind hier, weil russische Bomben in ihrer Heimat Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser in Schutt und Asche legen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Unterbringung von Flüchtlingen ist eine Pflichtaufgabe
Für eine vernünftige Lösung hält Redakteurin Susanne Wassmuth-Gumbel die geplante Container-Unterkunft in der Industriestraße