Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Späte Entscheidung über Waldhof-Stadion inhaltlich unverständlich

Mannheim. Derzeit hat der SV Waldhof ganz andere Sorgen. Nach dem ersten Saisondrittel steht er auf einem Abstiegsplatz. Gelingt am Sonntag gegen den Tabellenletzten Duisburg kein Heimsieg, sind Trainer und Sportchef womöglich ihre Jobs los. Da ist vielen Fans sicher nicht unrecht, dass der Gemeinderat nun erst bis Ende 2024 über einen Stadion-Neubau entscheiden soll.

Offensichtlich sieht der neue Oberbürgermeister noch einigen Klärungsbedarf, weitere Gutachten sollen speziell Sicherheitsaspekte vertiefen. Aber warum hat Christian Specht darauf nicht schon als Sicherheitsdezernent gedrängt? Offenbar konnte oder wollte sich der Christdemokrat in der Prüfung der Stadionfrage unter seinem SPD-Vorgänger Peter Kurz wenig einmischen.

Im Wahlkampf endlich Tacheles reden

Dass nun alles noch mal geprüft wird und noch länger dauert, ist inhaltlich unverständlich. Das bringt den Neubau-Befürwortern aber die Chance, dass bei der Kommunalwahl 2024 die breite Front der Skeptiker schmaler werden könnte.

Gut wäre, wenn dann im Wahlkampf wenigstens endlich Tacheles geredet würde: Wo ein neues Stadion hin soll, für wie viele Zuschauer es gedacht ist, wie viele VIP-Plätze vorgesehen sind und – vor allem – wie die Finanzierung laufen könnte? Also in welcher Größenordnung sich Mäzen Bernd Beetz und mögliche Drittinvestoren beteiligen wollen und was sie als Gegenleistungen erwarten. Das muss alles schleunigst auf den Tisch. Unfassbar, dass es dort nicht längst liegt, wo doch seit Sommer 2021 in der Lokalpolitik die Stadionfrage diskutiert wird. Dass die nicht längst geklärt werden konnte, ist für alle Beteiligten kein Ruhmesblatt.

Eines lehrt die aktuelle sportliche Misere. In der sehr ausgeglichenen 3. Liga rutscht man leicht mal in den Tabellenkeller. Wenn es ganz blöd läuft, womöglich sogar mal wieder in die Regionalliga. Ein schickes Stadion ohne Stimmung, mit lauter leeren VIP-Plätzen, wäre dort sicher nicht hilfreich. Und es würde die ohnehin riesige finanzielle Abhängigkeit von Beetz noch vergrößern.