Lila ist er, der Programmhefte und Werbung tragende Stoffbeutel des Heidelberger Stückemarkts. Selbst auf dem Berliner Theatertreffen wird man von herumstreifenden Theaterleuten darauf angesprochen: „Ah, Sie waren in Heidelberg, gute Sache, dieses Jahr habe ich es leider nicht geschafft, wie war es denn?“ Man freut sich für Heidelberg ob der internationalen (auch ein Schwede und ein Spanier waren unter den Fragenden) Bekanntheit des Festivals, aber was sagt man? Eine Erleichterung war es, nach den digital etwas abgefederten Zwangspausen alles wieder live erleben zu dürfen. Mit Menschen über Theater zu sprechen, über interessante, höchst gelungene oder (der eigenen Meinung nach) höchst fragwürdige Gastspiele, oder neue Trends und Dramentexte – deutschsprachige oder die des Gastlands Spanien. Der Trend zu kollektiver Autorenschaft sowie zur omnipräsenten Musical-Ästhetik ist – man mag es bedauern – in Heidelberg wie auch beim Theatertreffen zu spüren, was aber beweist, dass Holger Schultze und Jürgen Popig auch am Neckar auf der Höhe der Zeit sind. Dass der Plan, den neugestalteten Theaterplatz als Festivalzentrum zu etablieren, nicht ganz aufging, ist dem anfangs schlechten Wetter, aber auch dem unterdimensionierten Zeltchen geschuldet. Da ist sicher noch Luft nach oben, aber der richtige Weg ist fraglos eingeschlagen. In inhaltlicher Hinsicht ist er das ohnehin längst. Als Gradmesser für Theaterbefindlichkeiten, Austauschforum für Autoren und Talentbörse hat sich das Festival auch in seiner 39. Auflage einmal mehr bewiesen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-so-ist-der-heidelberger-stueckemarkt-auf-der-hoehe-der-zeit-_arid,1948107.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar So ist der Heidelberger Stückemarkt auf der Höhe der Zeit