Als Running Gag, einen fortlaufenden Witz, beschreiben viele Viernheimer die Dauerbaustelle Rudolf-Harbig-Halle. Zumindest den Vereinssportlern, und auch den Schulleitungen, ist das Lachen allerdings längst vergangen. Immer wieder kommt es zu Verzögerungen bei dem bald fünf Jahre dauernden Projekt. Es ist zu hoffen, dass der Austausch des Schwingbodens das letzte Kapitel dieser schier endlosen Geschichte darstellt. Dass Außenstehende die Schuld an der Misere zunächst bei der Stadtverwaltung suchen, ist verständlich. Schließlich sollte das Personal in den Ämtern die Kompetenz mitbringen, um die vielfältigen Arbeiten voranzutreiben. Und die Dezernenten sind letztlich verantwortlich für das, was in den kommunalen Liegenschaften passiert – oder eben auch nicht.
Von „Pleiten, Pech und Pannen“ zu sprechen – wie es die Kritiker um den früheren Bürgermeister-Kandidaten Wolfram Theymann tun – geht in jedem Fall deutlich zu weit. Das zeigt die Chronologie der Ereignisse, die insbesondere von unglücklichen Umständen rund um die Corona-Pandemie geprägt ist. Überdies zeugen die Äußerungen in den Schriftstücken der drei prominenten Herren zumindest in Teilen von Unkenntnis in baulichen, administrativen Fragen und auch hinsichtlich der Finanzierung.
Handballer profitieren vom neuen Sportboden
Der Erste Stadtrat räumt nun sogar einen Fehler ein, der eigentlich gar keiner ist – weil es zu Beginn der Sanierung vor allem darum ging, die Kosten in Grenzen zu halten. Außerdem war Jörg Scheidel zu dem Zeitpunkt, als man über einen Austausch des Bodens hätte diskutieren können, noch nicht einmal im Amt. Der Tatsache, dass der Belag jetzt erneuert wird, kann man sogar etwas Positives abgewinnen. Die Halle ist dann komplett saniert – vor allem die Handballer dürften sich freuen, künftig auf einem zeitgemäßen Untergrund ihre Spiele austragen zu können.
Theymann, fraglos der Kopf der Initiative, zeichnet sich seit Jahren als engagierter Bürger aus. Auf ehrenamtlicher Basis organisiert er die Sammelbestellung von Balkon-Solaranlagen. In zahllosen Blog-Beiträgen und Leserbriefen äußert sich der Unternehmensberater zu kommunalpolitischen Themen und geizt dabei nicht mit Kritik am Rathaus. Bislang ging der 57-Jährige vor allem mit seinem Schulkameraden Matthias Baaß in den Clinch. Doch das hat sich geändert. Jetzt knöpft er sich Scheidel vor.
Bürgermeisterwahl in drei Jahren
Ein Grund könnte sein: Der seit nunmehr 27 Jahren amtierende Bürgermeister tritt bei der Direktwahl in drei Jahren wohl nicht mehr an. Der heutige Erste Stadtrat von der CDU wäre ein möglicher oder gar wahrscheinlicher Gegner im Rennen um den Chefsessel in der Stadtverwaltung. Eigentlich wollte Wolfram Theymann 2027 nicht mehr kandidieren. Er brauche zwei Legislaturperioden, um in Viernheim Maßgebliches zu verändern, sagte er vor gut einem Jahr im Interview mit dieser Zeitung. Somit sei er bei der kommenden Abstimmung schlicht zu alt. Sein aktueller Einsatz spricht eine andere Sprache. Zwar wolle er nicht, dass wegen der Harbighalle Köpfe rollen, teilt er dem „Südhessen Morgen“ mit. Wenn Scheidels Image leidet, kommt ihm das aber offensichtlich gelegen. Theymann lotet gerade seine Chancen aus.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-sanierung-der-rudolf-harbig-halle-theymann-gegen-scheidel-_arid,2190565.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Sanierung der Rudolf-Harbig-Halle: Theymann gegen Scheidel
Wolfram Köhler zur Sanierung der Rudolf-Harbig-Halle