Kommentar Rückzug der Freien Wähler ist ein Verlust für Ladenburg

Dass der künftige Gemeinderat von Ladenburg ohne die Freien Wähler auskommen muss, ist ein Verlust für die Stadt, kommentiert Hans-Jürgen Emmerich und warnt vor einem gefährlichen Vakuum

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Hans-Jürgen Emmerich
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Es ist ein Paukenschlag in der Kommunalpolitik der Stadt Ladenburg: Die Freien Wähler werden bei der Wahl im Jahr 2024 keine Liste mehr aufstellen. Dass die langjährige Stadträtin und Bürgermeister-Stellvertreterin Gudrun Ruster mit ihren jetzt 70 Jahren nicht mehr antreten würde, war durchaus absehbar. Mit ihrer Präsenz in der Stadt war sie so etwas wie das Aushängeschild jener Wählergemeinschaft, die immer stolz darauf verwies, dass sie an kein Parteiprogramm gebunden und genau deshalb unabhängig und nur lösungsorientiert sei.

Großer Frust

Aber aus den Erklärungen aller noch amtierenden Stadträte der Freien Wähler hört man großen Frust über die Arbeit im Gemeinderat. An dieser Stelle ist auch ein Bürgermeister gefragt. Wenn aktive Kommunalpolitiker entnervt aufgeben, weil sie den Eindruck haben, nichts oder nur wenig bewegen zu können, spricht das nicht gerade für eine gedeihliche Atmosphäre. Wenn sich diese Stimmung in der Stadt durchsetzt, dann könnte es für Amtsinhaber Stefan Schmutz eng werden, denn er muss sich 2025 erneut dem Votum der Wähler stellen.

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Respekt für Kandidierende

Auch die immer stärker werdende Kritik gegen „die da oben“ und der raue Ton gegenüber Politikern in den sogenannten sozialen Medien dürfte es vielen Menschen schwer machen, sich um ehrenamtliche Aufgaben in der Stadt oder Gemeinde zu bewerben. Hier ist letztlich jeder und jede einzelne von uns gefordert. Wer sich im Gemeinderat für die Allgemeinheit engagiert, der verdient Respekt und Anerkennung, auch wenn er anderer Meinung ist als man selbst.

Gefährliches Vakuum droht

Schon Rusters Abschied aus dem Gemeinderat hinterlässt eine Lücke, der Rückzug der gesamten Wählergemeinschaft reißt aber ein regelrechtes Loch in die kommunalpolitische Landschaft von Ladenburg. Bleibt zu hoffen, dass dadurch kein gefährliches Vakuum entsteht.

Zeichen der Zuversicht kommen ausgerechnet von der Einmann-Fraktion FDP. Obwohl sie es in der Vergangenheit selbst zuweilen schwer hatte, eine Liste zu füllen, ist sie offenbar guten Mutes, es diesmal zu schaffen. Ihr Vorsitzender und Stadtrat Ernst Peters will auf jeden Fall weitermachen.

Vierte starke Kraft?

Wenn es den Liberalen gelingt, das Potenzial der Freien Wähler abzuschöpfen, könnten sie auf über 20 Prozent kommen, zu CDU, Grünen und SPD aufrücken und so eine mitentscheidende Kraft im Rat werden. Denn diese drei Parteien lagen bei der Wahl 2019 nach dem Erstarken der Grünen jeweils zwischen 23 und 27 Prozent. Ladenburg stehen sehr spannende kommunalpolitische Wochen und Monate ins Haus.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.