Mannheim. Lange Zeit schien die bauliche Entwicklung von Mannheims jüngstem Stadtteil Franklin fast wie eine Art Selbstläufer. Okay, die zeitlichen Vorstellungen waren oft zu ambitioniert. Und die Diskussionen um die mangelnden Parkplätze haben vieles überschattet. Aber die Investoren jubelten, die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen war ungebrochen hoch, und Franklin wuchs und wuchs – auf inzwischen mehr als 7000 Bewohner.
Doch mittlerweile wird immer offensichtlicher, was Fachleute schon länger vorhersagten: Die hohen Zinsen und Baupreise, verbunden mit all den anderen wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten, haben sich zu einer Melange entwickelt, die so manche Pläne platzen lässt.
Wie, wann und von wem das „M“-Hochhaus gebaut wird – das mit den anderen drei das Wort HOME ergeben soll – , ist offen. Die Rabattangebote einiger Wohnungsbauunternehmen lassen erahnen, dass die Vermarktung wieder zur Arbeit geworden ist – und nicht mehr von alleine läuft. Und nun hat sich auch noch der Investor des zweiten Bauabschnitts der „Bunten Siedlung“ zurückgezogen. Das ist natürlich ein Rückschlag und für Einzelne womöglich ein Schock. Ein Drama ist es für die Gesamtentwicklung von Franklin aber nicht.
Denn die großen Linien sprechen weiterhin dafür, dass die Pläne für einen lebenswerten, durchmischten und verkehrsreduzierten Stadtteil umgesetzt werden können – wenn auch langsamer als bei den ersten beiden Dritteln. Die Nachfrage nach Wohnungen in der Stadt wird mittelfristig groß bleiben. In wenigen Tagen rollt endlich die Straßenbahn durch das neue Quartier. Auf Columbus entstehen auf Sicht weitere Arbeitsplätze. Und mit jeder abgeschlossenen Baustelle und jedem neu eröffneten Geschäft wird das Leben auf Franklin etwas angenehmer. Darum sollten vereinzelte Rückschläge – wie sie bundesweit zu verzeichnen sind – nicht überbewertet werden. Stattdessen dürfen alle Beteiligten froh sein, dass die Konversion in Mannheim aufgrund der zuletzt hervorragenden Rahmenbedingungen schon so weit vorangeschritten ist.
Sobald sich die wirtschaftlichen Vorzeichen wieder etwas bessern und die Politik endlich ihre Hausaufgaben macht – Stichwort Bauvorschriften – werden auch wieder neue Projekte geplant. Womöglich sogar der zweite Teil der „Bunten Siedlung“. Denn das Konzept an sich – relativ kleine, halbwegs bezahlbare und optisch ansprechende Häuser für junge Familien – ist nach wie vor stimmig.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Rückzug bei Franklins "Bunter Siedlung" ist kein Drama
Die Traumhaus AG kippt ihre Pläne für die zweite "Bunte Siedlung" in Mannheim-Franklin. Das ist ein Rückschlag, gefährdet aber nicht die Entwicklung des neuen Stadtteils, findet Martin Geiger