Viele Wissenschaftler warnen vor 100 000 bis 200 000 Corona-Infektionsfällen täglich im Mai – wenn es nicht sofort einen harten Lockdown gibt. Dazu passt: Von einem „sehr rasanten“ Anstieg der Corona-Fallzahlen gerade bei jüngeren Kindern hat RKI-Chef Lothar Wieler bereits am 12. März gesprochen. Dieser Einschätzung schloss sich kurz danach das Mannheimer Gesundheitsamt an – und verfügte für 17. März eine Schließung der Kitas und Krippen. Befristet war sie bis 1. April – sie läuft jetzt also aus.
Angesichts der katastrophalen Lage schien klar: Die Kitas und Krippen werden – außer für die Notbetreuung, die mitunter schon fast einem Regelbetrieb gleicht – geschlossen bleiben. Doch am Dienstag teilte die Stadt das Gegenteil mit. Man werde nach Ostern, am 6. April, in den „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ zurückkehren.
Hauptbegründung: Zu diesem Zeitpunkt sei die Verwaltung in der Lage, den Kindern in allen Kitas und Krippen zwei Schnelltests pro Woche zu ermöglichen. Das klingt zunächst gut, hat aber gleich mehrere Haken: Nur die Eltern, die das möchten, beteiligen sich. Und: Sie testen ihre Kinder zuhause – mit allen Unwägbarkeiten, die daran hängen.
Gut möglich, dass bei einem Regelbetrieb nicht getestete und im schlimmsten Fall infektiöse Kinder neben anderen sitzen, sie anstecken und für eine unkontrollierte Weiterverbreitung des Coronavirus sorgen. Beispiele für Ansteckungswellen gab es in den vergangenen Wochen genug. Für einen Regelbetrieb ist es angesichts der brandgefährlichen Lage einfach zu früh. Die Stadt spielt mit dem Feuer.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Öffnen der Kitas nach den Osterfeiertagen: Ein Spiel mit dem Feuer
Bertram Bähr zum Öffnen der Kitas nach den Osterfeiertagen