Treffen sich ein Ochsenfrosch, eine Tigermücke, ein Halsbandsittich und eine Nosferatu-Spinne . . . Was klingt wie der Anfang eines originellen Witzes, ist in der Metropolregion Rhein-Neckar längst Realität. Zumindest in Teilen der Südpfalz könnte man tatsächlich all diese vor einigen Jahren hierzulande noch unbekannten Tiere antreffen. Neue Arten werden in der Region heimisch.
Wie so vieles, wird auch deren Auftreten zusehends skandalisiert. Als „invasiv“ werden sie bezeichnet und ihnen damit gleich kriegerische Absichten unterstellt. Sie verdrängen und fressen schlimmstenfalls einheimische Tiere, wird immer wieder betont. Den neuen Arten schlägt oft Feindseligkeit entgegen - klar, werden sie doch auch bewusst zu Feindbildern gemacht.
Schuld ist der Mensch
Nun haben es sich Ochsenfrosch, Nosferatu und Co. aber sicherlich nicht ausgesucht, in Deutschland einzumarschieren (um im invasiven Bild zu bleiben) und das hiesige Ökosystem ins Ungleichgewicht zu bringen. Schuld an ihrer Ausbreitung ist - Trommelwirbel - der Mensch.
Durch zunehmende Globalisierung und internationalen Warenhandel wurden viele Arten mobil über Kontinente hinweg - ganz zu schweigen davon, dass bestimmte Tiere schlicht auch zu eigenen, menschlichen Zwecken verschleppt wurden. Die - nach Ansicht der seriösen Wissenschaft menschengemachte - Klimakrise tut ihr Übriges dazu, dass immer mehr Arten auch hierzulande günstige Lebensbedingungen vorfinden.
Müssen uns an neue Arten gewöhnen
Dass dies zulasten von Arten gehen kann, die „zuerst“ da waren, ist unstrittig und braucht nun niemanden wundern. Ökosysteme haben sich aber schon immer verändert, unterliegen einem stetigen Wandel. Das ist nicht neu, durch die rasante Erderwärmung aber sicher beschleunigt worden.
Panikmache gegenüber den „Neulingen“ ist da Fehl am Platz. Wer Angst vor der Nosferatu-Spinne hat, der fürchtet sich auch vor der gemeinen Hauswinkelspinne. Wir werden uns an Ochsenfrosch und Co. gewöhnen müssen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neue Arten in der Region: Tierische Panikmache vor Ochsenfrosch und Co.
Immer mehr neue Tierarten werden in der Region heimisch. Begegnet wird ihnen meist mit Feindseligkeit. Dass Halsbandsittich, Tigermücke und Nosferatu-Spinne überhaupt hier sind, haben wir uns aber selbst eingebrockt.