Mannheim. Die Verkehrsbelastung in Mannheim nimmt nicht ab. Wer mit dem Auto in die Quadrate fährt, wird zu beinahe jeder Tageszeit auf eine Geduldsprobe gestellt. Mit der Baustelle am Luisenring, wo derzeit ein geschützter Fahrradstreifen eingerichtet wird, hat sich in den vergangenen Wochen nun auch die Situation am Ring bis in die Neckarstadt hinein verschärft. So manchem Autofahrer platzt deswegen der Kragen.
Es lohnt sich jedoch, die Verkehrssituation in Mannheim einmal genauer anzuschauen: Laut Statistischem Bundesamt pendeln 132 600 Erwerbstätige aus dem Umland nach Mannheim. In Baden-Württemberg ist die Einpendlerquote nur in Stuttgart noch höher. Der Grund dafür sind etwa die hohen Mieten in den Großstädten sowie unzulängliche Bus- und Bahnverbindungen vom Land in die Stadt, die Arbeitnehmer zum Pendeln mit dem Auto zwingen.
Ausbau von ÖPNV kommt nicht voran
Ein Blick in die Vergangenheit lässt vermuten, dass diese Ursachen sich in naher Zukunft nicht ändern werden: Wohnraum ist eher teurer geworden, der deutsche Städtebund hat erst vor wenigen Tagen aufgrund der Wohnungsnot in den Städten einen Umzug aufs Land empfohlen. Gleichzeitig kommt der Ausbau von Bahnverkehr und ÖPNV nicht voran.
Wo also angreifen? Eine Möglichkeit ist die Optimierung von Ampelschaltungen. Da ist in Mannheim noch Luft nach oben. Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist der Ausbau des Radwegenetzes. Es muss darum gehen, Menschen, die in Mannheim wohnen, aufs Rad zu holen. Der Bau des geschützten Fahrradstreifens zwischen Holzstraße und Jungbuschstraße ist deshalb absolut sinnvoll.
Es ist übrigens nicht die neue Radspur, sondern die Erneuerung der kaputten Fahrbahndecke, die den Löwenanteil der Baustelle am Luisenring ausmacht. Es wird gern vergessen, dass vor allem Lastwagen, aber auch Autos diese Schäden verursachen und für viele Baustellen selbst verantwortlich sind. Mit jedem Weg, der zurückgelegt wird, wird die Straße beansprucht. Je schwerer der Wagen, desto größer ist der Schaden, den er verursacht. Fahrer eines SUV oder Teslas dürfen sich jetzt einmal an die eigene Nase fassen. Es lohnt sich zu überprüfen, ob so mancher Weg jenseits des Arbeitswegs wirklich gemacht werden muss. Das ist vielleicht unbequem. Doch letztendlich stehen wir nicht im Stau, sondern wir sind der Stau.
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