Abstrakte Gefahren machen den Menschen eher wenig Angst. Alarmiert werden die meisten erst, wenn es konkreter wird. Der Klimawandel ist ein gutes Beispiel dafür. Auch viele Mannheimerinnen und Mannheimer sind erst in den vergangenen Jahren durch zunehmende Hitze, Starkregen und Stürme richtig dafür sensibilisiert worden. Jetzt liefert die vom Rathaus vorgelegte, neue Analyse des aktuellen und künftigen Klimas in Mannheim noch mehr Konkretes – zwar (noch) nicht in Form von extremerem Wetter, aber doch mit beängstigenden Zahlen und Schaubildern. Die Hauptnachricht: In Mannheim könnte es in 80 Jahren so warm sein wie an der nördlichen Adria. Ja, die Prognose geht vom „schlimmsten Fall“ aus, dass sich beim Klimaschutz nichts tut und alles bleibt wie bisher. Aber das macht die Botschaft umso eindringlicher.
Schon heute leiden viele Bürgerinnen und Bürger im Sommer unter der Hitze, vor allem in der Innenstadt. Aber es könnte noch schlimmer werden: Eines der Schaubilder aus der Klima-Studie weist für das Jahr 2050 im Vergleich zu heute erschreckend mehr Zonen aus, in denen es an Sommertagen auch noch um 4 Uhr nachts wärmer als 20 Grad ist. Nicht ohne Grund soll der Gemeinderat an diesem Dienstag einen Hitzeaktionsplan beschließen, zum Schutz von Senioren und Kranken. Auch auf viele andere Bereiche wirken sich die steigenden Temperaturen aus, zum Beispiel auf Tier- und Pflanzenwelt. Die Devise muss deshalb lauten, den Klimawandel durch drastisch weniger Ausstoß von CO2 zumindest zu verlangsamen.
Mannheim hat in den vergangenen Jahren beim Klimaschutz schon einiges richtig gemacht – etwa die Entscheidung, das frühere Kasernengelände Spinelli nicht einfach zu bebauen, sondern es mithilfe einer Bundesgartenschau zum Kernstück eines neuen Grünzugs zu machen, der als weitere Frischluftschneise fungiert. Aber es gibt auch weniger sinnvolle Aktionen: Durch die geplanten drei neuen Uni-Gebäude zum Beispiel wird im Friedrichspark die Chance vertan, nach dem Abriss des Eisstadions eine große Grünfläche zu schaffen.
Die neue Klima-Analyse muss eine zwingende Grundlage für die künftige Stadtplanung sein. Denn sie zeigt, wo es heute temperaturmäßig schon heikel ist und künftig noch heikler wird. Dort muss dann gelten: keine zusätzliche Bebauung, stattdessen klimatische Entlastung – durch mehr Grün an Fassaden und auf Dächern, aber auch durch die Entsiegelung und Begrünung von Plätzen und Innenhöfen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-mannheimer-klima-beaengstigende-zahlen-_arid,1867821.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Klima: Beängstigende Zahlen
Timo Schmidhuber zur neuen Klima-Analyse