Mannheim. Die geplante flächendeckende Kürzung von Öffnungszeiten in Kitas und Krippen zeigt: Die Personalnot im Betreuungsbereich nimmt trotz aller Anstrengungen immer größere Ausmaße an. Die Stadt wirbt um Verständnis: Ohne eine solche Kürzung fielen Kindergartenplätze weg. Mit der Kürzung könne man für die Eltern zumindest „eine gewisse Stabilität“ gewährleisten.
Zugleich verweist die Stadt darauf, dass sie die Öffnungszeiten lediglich an die mehrerer anderer Städte und Kreise in Baden-Württemberg angleiche, die jetzt schon weniger betreuten.
Die Eltern interessieren sich allerdings völlig zu Recht nicht dafür, wie es in Stuttgart, Pforzheim, am Bodensee oder im Schwarzwald aussieht. Ihr Problem liegt in Mannheim – eine Stadt, in der eines noch erschwerend hinzukommt: Mehrere hundert Eltern bekommen für ihre Kinder überhaupt keinen Kita- oder Krippenplatz.
Die Botschaften, die die Betroffenen bei Demos und auf Plattformen im Internet vermitteln, zeigen eines ganz klar: Es wird für sie immer schwerer, Beruf und Betreuung unter einen Hut zu bringen. Das hat Folgen: Viele müssen ihre Arbeitszeiten reduzieren oder den Job gleich ganz aufgeben – ein echter Standortnachteil für die Quadratestadt.
Hauptaufgabe ist es, genug Personal zu gewinnen. Dabei unternimmt die Stadt durchaus schon vieles. Zum Beispiel mit neuen Ausbildungsformen wie dem Direkteinstieg Kita. Zum Beispiel mit der Einstellung von zusätzlichem Personal, das die Erzieherinnen und Erzieher bei einfacheren Tätigkeiten entlasten soll. Zum Beispiel mit der Bevorzugung von Betreuungskräften, die einen Kita-Platz für ihre eigenen Kinder suchen.
Aber: All das reicht einfach nicht. Es braucht viel mehr Anreize, um genug Personal nach Mannheim zu holen: etwa außertarifliche Zulagen, Bonus für Teilzeitkräfte bei Arbeitszeiterhöhungen, Unterstützung bei der Wohnungssuche – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Dabei ist nicht nur die Verwaltung gefragt, sondern auch der Gemeinderat. Er ist es nämlich, der zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen müsste.
Dass sich in diese Richtung etwas bewegen könnte, dazu tragen auch die Eltern bei: mit konstruktiven Vorschlägen, aber auch mit anhaltendem Protest. Wenn die Kita-Krise ein Gutes hat, dann das: Die Betroffenen haben sich trägerübergreifend zusammengefunden, und sie werden keine Ruhe mehr geben. Das wird auch der am 9. Juni neu zu wählende Gemeinderat zu spüren bekommen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Kita-Eltern halten nicht mehr still
Die geplante flächendeckende Kürzung von Kita-Öffnungszeiten wegen Personalmangels sorgt für Diskussionen. Bertram Bähr meint genauso wie viele Eltern, dass zur Gewinnung neuer Fachkräfte noch nicht genug getan wird