Lust auf Glücksgefühle

Jörg-Peter Klotz bilanziert die Festival- und Open-Air-Saison - die deutlich zeigt, wie sehr die Menschen die Angebote schätzen

Veröffentlicht
Kommentar von
Jörg-Peter Klotz
Lesedauer

Bei Rock am Ring gab es einen Besucherrückgang. Wacken schlitterte an einem Waterloo vorbei. Das Download Festival auf dem Hockenheimring fand gar nicht statt. Aber der Rest der Festivals und Open Airs der zu Ende gehenden Freiluft-Saison in der Metropolregion hätte kaum besser laufen können. Am Wochenende verkündete Jazz & Joy in Worms einen gut zehnprozentigen Besucherzuwachs. Im neuen Festival-Epizentrum Oberzent stabilisierte sich der Krautrock-Klassiker Finkenbach. Und der Schulterschluss von Sound Of The Forest mit Circle Of Leaves lässt beide Festivals in eine nachhaltige Zukunft blicken. Da mutet es merkwürdig an, dass in der Musikstadt Mannheim das Maifeld Derby, Vorreiter für Pop-Festivals mit E-Kultur-Anspruch, um verlässliche Förderung bangen muss.

Dabei zeigt diese Open-Air-Saison deutlich, auch durch die große Resonanz bei der Sommerbühne der Alten Feuerwache und vielen Open Airs auf der Bundesgartenschau, wie sehr die Menschen die Angebote schätzen. Sie haben Lust auf Glücksgefühle. Das unterstreicht auch der für viele überraschende Andrang auf das gleichnamige Festival auf dem Hockenheimring. Für das unter anderem von Fußball-Weltmeister Lukas Podolski initiierte Event vom 14. bis 17. September sollen bereits 70 000 Tickets verkauft sein.

Ein Glücksfall. Aus dem auch ein nachhaltiger Erfolg werden könnte, wenn ein paar Konsequenzen aus den Negativerscheinungen der Saison gezogen werden. Da der unerfahrene Teil des Publikums wohl nie bedenken wird, dass sich zum Beispiel 80 000 Springsteen-Fans nicht einfach hin- und wieder wegbeamen, wird es in dieser Größenordnung immer zu massiven Problemen bei An- und Abfahrt kommen. Wenn man die Kapazität nicht deckeln will, muss eine Verkehrswende her – in den Köpfen der Fans. Aber auch bei der Anbindung an ÖPNV und Radstrecken. Eins noch: Gastro-Personal ist bekanntlich Mangelware. Aber Getränkezapfen kann man lernen. Ewig lange Schlangen an Getränkeständen sind seit der Pandemie fast überall ein Ärgernis.

Ressortleitung Stv. Kulturchef