Mannheim. Bekanntlich ist es mit der Bank als Begriff so eine Sache. Schließlich kann diese eine Sitzgelegenheit wie ein Geldinstitut sein. Ein bisschen so verhält es sich mit dem diskutierten Phänomen ungenutzter Räumlichkeiten: Denn Leerstand ist nicht gleich Leerstand.
Als dieser Tage unsere Redaktion titelte „Einkaufszentren kämpfen gegen Leerstände“, ging es um Ladengeschäfte, für die kein Mieter (mehr) gefunden wird. Gleichzeitig gibt es in Großstädten verwaiste Wohnungen, ja ganze Häuser, für die Menschen vermutlich Schlange stehen würden – sofern die Objekte auf den Mietmarkt kämen.
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Auch bei solcherart Leerstand sind die Gründe mannigfach, außerdem unterschiedlich akzeptabel. Wenn Einfamilienhaus-Eigentümer nach schlechten Erfahrungen mit Mietern unter einem Dach beschließen, beim ausgebauten Gartengeschoss die Rollläden dauerhaft unten zu lassen, kann man dies zumindest nachvollziehen.
Hingegen ist ziemlich unverständlich, dass rund jede sechste Wohnung im Bestand des Bundes leer steht – wegen Staus bei notwendigen Sanierungen. Obendrein gibt es auf dem gesamten Immobilienmarkt bewusst herbeigeführte Baufälligkeit. Beispielsweise um Denkmalschutz bröckeln zu lassen. Und weil komplett geräumte Häuser häufig einen höheren Verkaufspreis bringen, bleiben in so manchen Gebäuden, die sich nicht auf einen Schlag „entmieten“ lassen, frei werdende Einheiten jahrelang ungenutzt.
Stadt verletzt eigene Vorgaben
Nicht von ungefähr haben einige Bundesländer ein Gesetz gegen das Zweckentfremden von Wohnraum erlassen. Die Stadt Mannheim verabschiedete dazu 2021 eine Satzung. Es drängt sich freilich die Frage auf, ob aus dem Leerstand-Verbot Lehren gezogen werden – und zwar konkret wie kontrolliert. Oder ob das Ganze eine Leerformel bleibt.
Jedenfalls hat diese Redaktion beim Ausleuchten von zwei Mannheimer Immobilien mit Wohnungsleerständen herausgefunden, dass diese schon mehrere Jahre bestehen. Und bei einem der beiden Objekte, einem Doppel-Einfamilienhaus, ist es die Stadt, die als Eigentümerin eigene (Zeit-)Vorgaben missachtet. Klar, die Recherche versteht sich als Blitzlicht ohne repräsentativen Anspruch.
Gleichwohl geht einem durch den Sinn, wie groß wohl die Dunkelziffer bei vorenthaltenem Wohnraum ist. Riesigem Mangel samt verzweifelt nach einem geeigneten Zuhause suchenden Menschen zum Trotz.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Leerstands-Verbot auf dem Wohnungsmarkt nur eine Leerformel?
Waltraud Kirsch-Mayer kritisiert in ihrem Kommentar, dass das Verbot, Wohnung leer stehen zu lassen, in Mannheim nicht kontrolliert wird. Schlimmer noch: Die Stadt hält sich selbst nicht daran