Kommentare „Layla“ ist einfach doof, sollte aber nicht verboten werden

Die Stadt Würzburg hat mit einem Festbetreiber beschlossen, dass der in Sexismus-Verdacht geratene Sommerhit "Layla" über eine "Puffmutter" auf dem Fest verboten wird - warum das falsch ist.

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Kommentar von
Stefan M. Dettlinger
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Sie wird uns so schnell nicht in Ruhe lassen, die Diskussion über die Grenzen der Kunstfreiheit und die schmalen Gratwanderungen auf ihnen. Generell neige ich dazu, der Kunst möglichst viel Freiheit zuzugestehen. Jede unterdrückte Meinung, ob privat, öffentlich oder künstlerisch, ist ein kleiner Sprengsatz unter der Hautoberfläche der Gesellschaft. Immer verborgener, verlogener und unkontrollierbarer wird, wer sich und seine Gedanken nicht ausdrücken darf.

Klar, Grenzen muss es dennoch geben. Bei Rassismus und Gewaltverherrlichung, bei Verletzung der Menschenwürde. Im Falle der „wunderschönen Layla“, jene von DJ Robin & Schürze besungene Puffmutter, die „schöner, jünger, geiler“ sein soll, sind diese Grenzen aber nicht überschritten. Ja, der Text kann (und muss vielleicht) sexistisch gedeutet werden. Ja, er ist absolut geschmacklos und besingt unreflektiert und naiv das hochproblematische Metier der Prostitution. Und ja, er spielt mit unseren niedersten Trieben.

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Angelika Resenhoeft, dpa
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Die Lyrics sind aber eine freie subjektive Gefühlsäußerung und besingen keine verharmlosend erzählte Vergewaltigung wie das bereits verbotene „Donaulied“. Ein Verbot sollte daher kein Mittel sein – zumal man in den Pophits der vergangenen 70 Jahre wohl Hunderte Exemplare finden und verbieten könnte. Richtiger wäre es indes, wenn Betreiber von Clubs oder Festen das Lied einfach nicht spielen, wenn sie es gewissermaßen mit dem Label „geht gar nicht“ stigmatisieren. Aber: Bitte auf keinen Fall zensieren!

Verheerend ist aber, was es über eine Gesellschaft und ihre Radioanstalten aussagt, wenn solche Musik rauf und runter gespielt wird und sexismusverdächtige Macher Millionen damit verdienen. Für die Zukunft also sollte gelten: Einfach mal den Text hinterfragen! Wenn er doof ist wie bei „Layla“ – nicht kaufen, nicht hören, Radio ausschalten, sich beschweren. Hier sollten nicht die Grenzen der Kunst greifen, sondern die des Geschmacks.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.