Kommentar Laserbasierte Fusionstechnologie: Eine Chance für Biblis

In Biblis sollen Vorstufen für eine laserbasierte Fusionstechnologie zur Energiegewinnung entwickelt werden. Am Standort des ehemaligen Kernkraftwerks könnte eine bedeutende Grundlagenforschung entstehen.

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Bernhard Zinke
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Das Gelände des früheren Kernkraftwerks in Biblis ist eines der saftigsten Filetstücke, das die regionale Wirtschaftsförderung zu bieten hat. Lange bevor die Anlage zurückgebaut und aus dem Atomgesetz entlassen ist – das wird frühestens Anfang der 2030er-Jahre der Fall sein –, haben bereits die Überlegungen begonnen, das 60 Hektar große Gelände für neue Nutzungen zu entwickeln.

Schon früh kreisten die Gedanken von Politik und Wirtschaftsvertretern darum, Biblis als eingeführten Energiestandort zu erhalten und weiterzuentwickeln, an diesem Standort neue, umweltfreundliche Technologien der Energiegewinnung zu erforschen. Immerhin ist hier eine komplette Infrastruktur vorhanden, die Bedingungen sind geradezu ideal. Mit der Absichtserklärung zwischen dem einstigen Kraftwerksbetreiber RWE und dem noch jungen Unternehmen Focused Energy ist jetzt ein erster Wegweiser gesetzt, in welche Richtung es in Biblis gehen könnte.

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Bernhard Zinke
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Das Pilotprojekt steht freilich erst ganz am Anfang. Es wird vermutlich noch Jahrzehnte dauern, bis die laserbasierte Kernfusion genügend Strom für den wirtschaftlichen Einsatz liefert. Zwar sind in den USA erste Tests durchaus erfolgreich gelaufen. Doch noch ist die Balance zwischen Energieeinsatz und Ertrag weit weg von kommerziell nennenswerten Erträgen. Focused Energy, eine kaum drei Jahre alte Ausgründung aus der Technischen Universität Darmstadt, muss noch viel grundsätzliche Ingenieurarbeit leisten. Aber die Wissenschaft räumt der Laserfusion durchaus Potenzial ein.

Es wird auch noch zwei Jahre dauern, bis überhaupt in Biblis technische Vorstufen entwickelt werden können, an deren Ende die Energiegewinnung im großen Stil stehen könnte. Auch ist noch nicht klar, ob die Technologie jemals die Marktreife erreichen wird. Fakt ist jedoch: Hier in der Region wird wohl bald daran geforscht, wie der Energiebedarf der Zukunft zumindest zu einem Teil gedeckt werden könnte.

Und auch wenn es am Ende sehr lange bis zur Marktreife für diese Fusionskraftwerke dauert: Selbst die technische Vorstufe, bildgebende Lasertechnologien, bieten breite Einsatzmöglichkeiten auch außerhalb der Energiewirtschaft. Mit einem entsprechend kleinen Laser ließen sich Schäden etwa an der Substanz von Brücken bestimmen, ohne diese erst öffnen zu müssen. Alleine diese Technik könnte sich zur Goldgrube entwickeln angesichts tausender maroder Brücken. Es könnte sein, dass sich da in Biblis Bahnbrechendes tut.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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