In Mannheim bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen, ist ehrgeizig. Und es ist mutig, sich dieses Ziel zu setzen. Aber der desolate Zustand unserer Erde erfordert schnelles Handeln. Das entscheidende Jahrzehnt für den Klimaschutz ist jetzt, und jede Verzögerung wird uns teuer zu stehen kommen. Die verheerenden Folgen des Klimawandels sind überall sichtbar, die Zahl der Naturkatastrophen nimmt zu, die Schäden gehen oft in die Milliarden, sie zerstören Hab und Gut – und Menschenleben. Den Industrieländern kommt dabei eine besondere Verantwortung zu, schließlich haben sie die Krise verursacht.
Womit wir wieder in Mannheim wären. Wir müssen hier mit gutem Beispiel auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität vorangehen. So steht das Ziel, das sich die Stadt gesetzt hat, auch nicht in Frage, fraglich ist nur, ob der Weg der richtige ist. Andere Städte konzentrieren sich auf eine einzige Strategie, Kiel etwa will „Zero Waste“-Stadt werden, den Müll drastisch reduzieren, Karlsruhe setzt bei der Mobilität auf das Fahrrad. Im Mannheimer Klimaschutzaktionsplan steht beides und noch mehr, quasi alles, was der Markt an CO2-Sparmaßnahmen hergibt. Hier Schwerpunkte zu setzen oder eben nur ein einziges Thema zu verfolgen, konsequent und mit allen (finanziellen) Mitteln, wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen. Weil dies für mehr Klarheit gesorgt hätte.
Was zum anderen wichtigen Punkt führt: „Wir“ muss in dem Fall auch wirklich „wir“ heißen. Klimaschutz braucht eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Ohne Überzeugungsarbeit verlässt keiner seine Komfortzone – und nichts anderes bedeutet es, wenn wir künftig nachhaltig leben und wirtschaften wollen. Der anderthalbjährige Prozess, der jetzt zum Entwurf eines Klimaschutzaktionsplans geführt hat, fand weitgehend hinter verschlossenen Türen statt. Ein paar Arbeitsgruppen und ein Bürgerrat mit 150 Mannheimern machen noch keine Bürgerbeteiligung. Die Stadtverwaltung muss in einen ehrlich gemeinten Dialog mit den Menschen treten. Das muss zur obersten Priorität eines Klimaschutzaktionsplans werden. Sonst bleibt er ein Stück Papier.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Klimaschutz braucht eine breite Zustimmung in der Bevölkerung!
Das entscheidende Jahrzehnt für den Klimaschutz ist jetzt. Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern muss zur obersten Priorität eines Klimaschutzaktionsplans werden, meint Stefanie Ball