Mannheim. Heute ist Weltkindertag oder vielmehr: In Deutschland ist Weltkindertag. Es gibt kein weltweit einheitliches Datum, um den „Ehrentag der Kinder“ zu feiern. In den USA beispielsweise ist der 20. November der Internationale Tag der Kinderrechte, denn am 20. November 1989 hat die UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention beschlossen. Drei Jahre später ist die UN-Konvention in Deutschland in Kraft getreten, und die spricht Kindern unter anderem ein Recht auf Bildung zu oder ein Recht auf Schutz vor Gewalt.
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Tatsache ist aber, dass jedes fünfte Kind im reichen Deutschland von Armut betroffen ist; dass die Bildung der Eltern über den Erfolg ihrer Kinder in der Schule im Wesentlichen mitentscheidet, Bildungsgerechtigkeit also (noch) nicht erreicht wurde; dass im vergangenen Jahr fast 60 000 Kinder Opfer von Vernachlässigung, psychischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt geworden sind, und das sind nur die offiziellen Fälle, auf die die Jugendämter aufmerksam geworden sind.
Tatsache ist auch, dass es bislang nicht gelungen ist, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Doch nur dann würden sie den Stellenwert erhalten, der ihnen gebührt: den allerhöchsten. Wie leicht die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus dem Blick geraten, hat zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt. Vieles schien da wichtig, wer den ersten Impftermin ergattert und welche Geschäfte im Lockdown was verkaufen dürfen, nicht aber, wie die Schule offen gehalten werden kann. Dabei bildet die für viele Kinder in Deutschland neben dem Unterricht einen Rahmen, manchmal den einzigen.
Gleichzeitig zerstören wir (Erwachsenen) mit unserem Handeln oder Nicht-Handeln in der einzig relevanten Frage unserer Zeit, nämlich wie wir dem Klimawandel begegnen, die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Auch dies trägt zur Frustration junger Menschen bei: Was wird das für eine Welt sein, in der ich später lebe?
Unicef Deutschland ruft anlässlich des Weltkindertages zur Mitmach-Aktion „Kinder erobern die Straßen“ auf. Kinder und Jugendliche sollen mit bunter Kreide auf Straßen und Plätze ihre Vision der Welt zeichnen, sie sollen ihre Anliegen, die sie vor Ort umgesetzt haben möchten, vorbringen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass diejenigen, um die es geht, mitentscheiden. Im Übrigen wissen die Betroffenen das auch viel besser. Doch das ist noch ein Recht, das Kindern abgesprochen wird.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kinder, erhebt eure Stimme!
Jedes fünfte Kind im reichen Deutschland ist von Armut betroffen. Kinderrechte sollten im Grundgesetz verankert werden, findet Stefanie Ball