Jetzt auch noch das: Zu den allgemeinen Sorgen um die Sicherheit in Europa, die Corona-Krise und die hohe Inflation müssen die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof nun um ihren Arbeitsplatz bangen – wieder einmal. Wer bei der letzten Schließungs- und Entlassungswelle des Warenhauskonzerns vor zwei Jahren noch verschont wurde, muss jetzt umso mehr bangen.
Weil gerade in den kleineren Städten die Kaufhäuser als wichtige Anker angesehen werden und dort die Sorge vor dann verödenden Innenstädten besonders groß ist, werden schon wieder Stimmen laut, der Staat müsse jetzt das angeschlagene Unternehmen unterstützen – wegen der drohenden Leerstände und der Arbeitsplätze.
Doch so bitter das Aus ihrer Filiale für viele der rund 17 000 Beschäftigten bundesweit wäre: Ein weiteres Mal darf der Staat dem Unternehmen nicht bedingungslos unter die Arme greifen. Ein Kaufhauskonzern ist nicht systemrelevant, außerdem wäre eine Geldspritze vielen kleinen und mittelständischen Handelsunternehmen, die mit den gleichen konjunkturellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und ohne Unterstützung auskommen müssen, nicht zu vermitteln.
Nicht zukunftsfähig
Sicher treffen Galeria die Kaufzurückhaltung und die hohen Energiepreise. Auch die langen Schließungen in den Corona-Lockdowns haben Löcher in die Kassen gerissen. Doch die Probleme sind anders gelagert und eine Folge von krassen Management-Fehlern. Jahrelang wurde in die meisten Kaufhäuser kaum investiert und gleichzeitig Personal abgebaut. Wirklich gerne geht man dort nicht einkaufen, wenn man für zwei Artikel zehn Minuten an der Kasse warten muss oder mindestens genauso lange nach Personal für eine Beratung sucht. Kein Wunder, dass man auf diese Weise die Kundschaft an den Onlinehandel verliert.
Gerade der persönliche Kontakt zum Personal ist für viele Kunden der Grund, warum sie noch in die Kaufhäuser kommen. So, wie die Mehrzahl aufgestellt ist, sind sie aber nicht zukunftsfähig. Ein paar Leuchttürme wie in Düsseldorf, Berlin oder Frankfurt – renoviert und mit teils hochwertigem Sortiment – reichen eben nicht. Das müssen endlich auch das Management und René Benko einsehen. Der Eigentümer, dem nachgesagt wird, es vor allem auf die lukrativen Immobilien abgesehen zu haben, darf sich nicht wieder einfach aus dem Staub machen. Weil wohl nicht alle Häuser zu retten sind, werden erneut die Angestellten für die Fehler des Managements büßen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Keine neue Staatshilfe für Galeria Karstadt Kaufhof
Die Angestellten von Galeria Karstadt Kaufhof müssen wieder einmal für die Fehler des Managements büßen. Trotzdem darf das Unternehmen nicht erneut Staatshilfe erhalten, meint Christian Schall