Platz für die ägyptologischen Sammlungen - eine Stiftung über 20 Millionen Euro soll ermöglichen, was sich die Museumsmacher schon lange wünschen. Aus ihrer Sicht ein allzu verständlicher Wunsch, schließlich hat man mit eben jener Zielstrebigkeit die Reiss-Engelhorn-Museen in den zurückliegenden Jahren zu einer viel beachteten Größe in der Museumslandschaft und zu einem nicht minder bedeutenden Forschungszentrum gemacht. Doch jedes Ding hat zwei Seiten. Dass Schüler, Eltern und Lehrende an der Musikschule nun nicht mitspielen, dass sie nicht widerstandslos und artig applaudierend "ihren" Börsensaal aufgeben wollen, ist mindestens ebenso verständlich.
Die Menschen fühlen sich überrumpelt und übergangen von der Stadt, von den Plänen mussten sie aus dem "MM" erfahren. Bürgerbeteiligung sieht anders aus. Und sie machen sich Sorgen. Man entreiße der Musikschule bei lebendigem Leib ihr Herzstück, der Börsensaal - nach ihrer Einschätzung unverzichtbar für die Kulturarbeit in E 4, einer Einrichtung, die übrigens bundesweit ebenfalls einen exzellenten Ruf genießt. Die Stadt mache damit deutlich, was ihr die musikalische Erziehung von Kindern und Jugendlichen wert sei, so klagen die Kritiker. Dieser Eindruck ist in der Tat fatal. Die Stadt sollte daher alle Optionen nochmals überprüfen - und zwar offen und in alle Richtungen. Es darf jedenfalls nicht sein, dass man für eine zweifellos hochinteressante Stiftung in Kauf nimmt, dass eine andere Kultureinrichtung schweren Schaden nehmen könnte.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kein Schnellschuss!